Balkonkraftwerk – was ändert sich im neuen Jahr?

Zukünftig Balkonkraftwerk mit vier Modulen zulässig.

Die Ampelregierung setzt bei der Energiegewinnung zunehmend auf Photovoltaik (PV). Das wird aus einer neuen Gesetzesinitiative ersichtlich, die unter dem Namen Solarpaket 1 firmiert. Das Papier soll in der ersten Sitzung des Bundestags im neuen Jahr in ein Gesetz gegossen werden.

Von der neuen Regelung sind auch Balkonkraftwerke betroffen. Dabei werden administrative Hemmnisse abgebaut und die zulässige Höchstleistung angehoben. So wird es möglich, Balkonkraftwerke mit vier Modulen aufzustellen, wodurch sich die Kapazität der eigenen Stromgewinnung spürbar erhöht.

Was wird unter einem Balkonkraftwerk verstanden?

Im Grunde genommen ist ein Balkonkraftwerk nichts anderes als eine herkömmliche PV-Anlage, nur dass sie kleiner dimensioniert daherkommt und sich durch eine vereinfachte Installation auszeichnet. Die klassische Ausführung besteht aus zwei Modulen und einem Wechselrichter. Vor Kurzem hat der Anbieter myvoltaics das derzeit stärkste Balkonkraftwerk mit vier Modulen auf den Markt gebracht.

Die Module bestehen aus Silizium und produzieren aus der ankommenden Sonnenstrahlung Gleichstrom. Der Wechselrichter, der als das Herz der Anlage bezeichnet wird, wandelt diesen in Wechselstrom um, der alle handelsüblichen Elektrogeräte antreibt.

Sobald die Mini-PV-Anlage nach Herstellerangaben montiert ist, muss sie nur noch an eine Steckdose angeschlossen werden, um Strom ins Hausnetz einzuspeisen.

Bifaziale Module – Technik neuesten Standards

Bifaziale Module sind die derzeit stärksten Sonnenkollektoren, die erhältlich sind. Dieser Umstand begründet sich dadurch, dass moderne Solarzellen von beiden Seiten Strom erzeugen können. Die damit verbundene doppelseitige Verglasung erhöht den Lebenszyklus eines solchen Moduls spürbar.

Der größte Vorteil besteht jedoch in der höheren Leistung, die bifaziale Module offerieren. Entsprechend installiert, fängt die Rückseite diffuses Licht auf, welches sich zu dem Ertrag der Vorderseite summiert. Auf diese Weise können bis zu 30 Prozent mehr Strom produziert werden als mit herkömmlichen Modulen. Das derzeit stärkste Balkonkraftwerk kann mit dieser Technik fast 2.000 Watt im Peak erzeugen. Diese werden weitestgehend nicht für den Eigenverbrauch benötigt. Dennoch ist man vor allem bei schlechtem Wetter mit vier Modulen deutlich im Vorteil.

Welche Änderungen für Balkonkraftwerke umfasst das Solarpaket 1

Deutschland hat sich verpflichtet, bis zur Mitte des Jahrhunderts klimaneutral zu wirtschaften. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen schon heute Maßnahmen eingeleitet werden.

Im Bereich Erneuerbare Energien treibt das Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unter der Leitung von Vizekanzler Robert Habeck den flächenmäßigen Ausbau der Solarenergie voran. Schon seit Anfang 2023 fällt für alle PV-Produkte keine Mehrwertsteuer mehr an. Zudem werden ab 2024 umfassende Änderungen in Kraft treten. Auch die Besitzer von Balkonkraftwerken werden von den Erleichterungen profitieren.

Vereinfachte Anmeldung bei der Bundesnetzagentur

Bisher war es Pflicht, dass Betreiber von Balkonkraftwerken ihre Anlage sowohl bei der Bundesnetzagentur als auch beim örtlichen Versorgungsunternehmen registrieren lassen. Zukünftig wird nur noch die Anmeldung bei der Bundesnetzagentur nötig sein. Diese ist online innerhalb weniger Minuten vollzogen.

Anschluss über günstige Schuko-Steckdose

Bis vor einiger Zeit noch blockierte der mächtige Verband für Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik e.V. (VDE) die schnelle Verbreitung von Balkonkraftwerken.

Der Verein vertrat die Ansicht, dass eine solche Anlage nur mittels einer teuren Wieland-Steckdose an das Hausnetz angeschlossen werden kann. Für deren Installation ist zudem ein Fachbetrieb zuständig. Diese Regelung wird zukünftig ungültig und ein herkömmlicher Schuko-Stecker ist für eine sichere Verbindung mit dem Hausnetz ausreichend.

Dieser Umstand hat sich aber die letzten Monate bereits durchgesetzt., zumal der VDE nur Empfehlungen ausspricht. Damit der Endkunde nicht verunsichert ist, was nun richtig ist, wird dies nochmals in Gesetzen festgehalten.

Zähler, die rückwärts drehen

Ein Balkonkraftwerk ist nur für die Energiegewinnung des betreffenden Haushalts gedacht. Eine Vergütung, die bei einer Einspeisung ins öffentliche Netz gezahlt wird, ist nicht vorgesehen. Daher mussten alle Betreiber warten, bis der örtliche Versorger rückwärts laufende Zähler austauscht, bevor die Anlage ans Netz gehen kann.

Diese Vorgabe wird bis auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Die Maßnahme steht auch damit im Zusammenhang, dass die regionalen Versorgungsunternehmen aufgrund der großen Nachfrage mit dem Zähleraustausch nicht mehr nachkommen.

Höhere Leistung

Bisher wurde die Leistung eines Balkonkraftwerks bei 600 Watt gedrosselt. Zukünftig wird dieser Wert auf 800 Watt angehoben und entspricht damit den Standards der Europäischen Union (EU). Dabei raten Experten, die Dimensionierung der Anlage entsprechend anzupassen und diese mit Modulen zu bestücken, die mehr als 800 Watt produzieren.

Auf diese Art und Weise kann auch bei ungünstigen Wetterbedingungen der Höchstwert erreicht werden. Der Wechselrichter drosselt die Leistung bei 800 Watt automatisch ab, sodass keine Gefahr besteht, die Anlage zu überlasten oder gesetzliche Regelungen zu missachten. Der Jahresertrag liegt bei rund 1.600 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr bei vier Premium-Modulen. Ein Set mit zwei Modulen erzeugt rund 850 kWh im Jahr.

Bild: https://pixabay.com/de/photos/ai-generiert-balkon-kraftwerk-8141276/

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