Von Jungen und „Pferdemädchen“
Der Literat Friedrich von Bodenstedt prägte im 19. Jahrhundert den Sinnspruch: „Das Paradies der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“. Natürlich liegt dessen Aussagekraft im Auge des Betrachters. Vielen Jungen dürften Pferde herzlich egal sein und sie begnügen sich, eines zu füttern, wenn sie zufällig an einer Pferdekoppel vorbeikommen. Auch Mädchen sind nicht alle, wie es das Klischee widerspiegelt, begeisterte „Pferdemädchen“, wie der Volksmund Mädchen nennt, die am liebsten den ganzen Tag in der Pferdekoppel ihres Reiterhofs verweilen.
Pferdespielzeug lohnt sich
Dennoch gibt es gute Gründe, in schönes Pferdespielzeug wie Stehpferde, Rollpferde und Steckenpferde zu investieren. Dabei interessiert uns auch das Drumherum, und so möchten wir mehr über die Beziehung zwischen Mensch und Pferd erfahren. Grundsätzlich lohnt sich die Beschäftigung mit Pferden schon als zeitlose Fertigkeit und Kulturtechnik.
Spielpferde, wie sie Pink Papaya Toys anbietet, führen spielerisch in die Welt des Pferdesports und der Reiterhöfe ein. Sie schulen die Koordination, den Gleichgewichtssinn und machen Spaß, was viele Kinder, die auf Spielplätzen leidenschaftlich auf Schaukelpferden herumturnen, immer wieder bestätigen.
Reiten – eine Domäne von Mädchen?
Historisch ist die heute zu beobachtende Tendenz atypisch, dass sich wesentlich mehr Mädchen als Jungen für Pferde interessieren. Pferde waren für Männer wichtige Statussymbole, Fortbewegungsmittel und Kriegstiere. Die Kavallerie war traditionell die am höchsten angesehene Militäreinheit.
Für Frauen galt das Reiten lange Zeit als unschicklich, was leider kein allzu weit zurückliegendes Relikt aus grauer Vorzeit gewesen war. Denn bis 1977 war es Frauen in der Bundesrepublik Deutschland nicht erlaubt, ohne Einverständnis ihres Ehemannes in einem Beruf zu arbeiten oder Auto zu fahren.
Da Frauen tatsächlich lange Zeit Menschen zweiter Klasse gewesen waren und sich der gesellschaftlichen Erwartung beugen mussten, in ihrer Rolle als Mutter und Hausfrau zu funktionieren, bezog sich die Ausbildung in der Reitkunst fast ausschließlich auf das männliche Geschlecht. Zu einer ordentlichen ritterlichen Grundausbildung gehörte das Reiten zusammen mit Schwimmen, Fechten, Bogenschießen, Jagen, Schach und der Dichtkunst (man denke hier an die Minnesänger) zum Kanon der sieben Künste.
Das Pferd als Mittel für Beziehung und Fürsorge
Nach Ansicht des Psychologen Professor Harald Euler haben sich Jungen tendenziell von dem Zeitpunkt an vom Pferd abgewendet, als andere Fortbewegungsmittel wie Autos und Motorräder verfügbar waren. Diese seien für sie leichter zu handhaben, schneller und wesentlich pflegeleichter gewesen. Diese These impliziert, dass Mädchen im Gegensatz zu Jungen einen eher emotionalen Zugang zu Pferden hätten.
An diesem Punkt setzt die Psychologin und Reitlehrerin Silvia Hemmerling an, die in der Beziehung den Schlüssel für das oft innige Verhältnis zwischen Mädchen und Pferden sieht. Nach ihr suchten Mädchen „einen starken Freund, dem sie vertrauen können, und da ist das Pferd ein idealer Partner“.
Die Agrarwissenschaftlerin und aktive Jugendleiterin im Pferdesport betont, dass es Mädchen nicht primär um das Reiten ginge: „Mädchen sind oft schon glücklich und selig, wenn sie ein Pflegepferd haben (…). Es geht mehr um Fürsorge, die Übernahme von Verantwortung, das Lernen von Selbstständigkeit.“
Gemäß dieser Lesart stünde das Pferd während der Reifezeit vom Mädchen zur Frau irgendwo zwischen der Puppe und dem Haustier einerseits und dem ersten Freund sowie den eigenen Kindern andererseits. Tatsächlich erlischt das Interesse an Pferden ungefähr zu dem Zeitpunkt, an dem die erste Beziehung entsteht, was ebenfalls durch die Ergebnisse eine Studie von Eulner bestätigt wird, der sich mit dem geschlechtsspezifischen Verständnis von Pferden 1998 auseinandergesetzt hat.
Nach ihm könnten Jungen durch eine andere Ansprache für Pferde begeistert werden, als diese auf den von Mädchen und Trainerinnen dominierten Reiterhöfen stattfindet. Er schlägt die Einbeziehung von Pferden für Spiele wie Cowboy und Indianer, Wettbewerbe (Jungen seien eher wettbewerbsorientiert) und Abenteuer vor, um Jungen für den Reiterhof zu gewinnen.
Eine Dominanz muss kein Monopol sein
Die Ergebnisse von Eulner verweisen allerdings darauf, dass die Beziehung von Jungen und Pferden selbst heute kein hoffnungsloser Fall ist. Auch viele Jungen interessieren sich für Pferde, wenngleich nicht so stark wie Mädchen. Möglicherweise könnten Jungen im Laufe ihrer Grundschulzeit vom Ruf des Pferdesports als typische Beschäftigung für Mädchen abgehalten werden.
Wichtig ist in der Hinsicht, dass Jungen nicht darin gebremst werden sollten, sich für vermeintliche Mädchen-Beschäftigungen zu interessieren, denn für vernunftbegabte und empathische Menschen beider Geschlechter gibt es kaum etwas Unangenehmeres als „echte Männer“, die sich auch als solche verstehen.