Der sichere Tod

“Der sichere Tod” lauten die Zeilen dieses Beitrags aus dem Bereich “Lyrik und Poesie”. Der folgende Beitrag stammt von Helmut Voigt, der im Jahr 2017 verstorben ist und zahlreiche Gedichte, Kurzgeschichten sowie nachdenkliche Texte hinterlassen hat, die wir gerne veröffentlichen.

Der sichere Tod

Er wollte stets ganz sichergehen. Aus diesem Grunde ließ er sich kugelsichere Panzerglasscheiben und schalldichte Stahltüren mit automatischer Magnetverriegelung einbauen, mit Monitorüberwachung, denn er fürchtete sich vor Einbruch, Diebstahl und bewaffnetem Überfall.

Zur Abschreckung hatte er eine hohe Mauer um sein Grundstück ziehen lassen. Die Sichtbehinderung nahm er gern in Kauf. Seine hypermoderne Selbstschussanlage tat ein Übriges zur fast vollkommenen Sicherheit; den Wachhund nicht zu vergessen. Sein Frühwarnalarmsystem befand sich jedoch noch in der Entwicklung.

Er züchtete gern Blumen, betrieb Landwirtschaft in seinen Gemüsebeeten mit Unkrautvertilgungsmitteln und Vogelscheuchen. Vor seinem frischgeschnittenen englischen Rasen  stand ein Schild mit der Aufschrift: „Betreten verboten!“, umringt von fleißigen Gartenzwergen. Des Weiteren hatte er einige Versicherungen abgeschlossen, unter anderem auch eine Lebensversicherung – Hoffentlich Eleganz Versichert -.

Es gab eigentlich nur Eines, das diesen privaten Frieden stören konnte, doch er war sich sicher, dass dieser Fall niemals eintreffen würde. Und wenn es doch einmal Krieg geben sollte, dann hatte er ja immer noch, zur Sicherheit, seinen Revolver in der Schublade.

Er war sich allerdings nicht darüber im Klaren, dass er ihn nicht etwa zum Schutz oder zur Verteidigung würde brauchen können, sondern eher dazu, sich Einiges, was sicher auf ihn zukäme, zu ersparen.

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