“Speakers Corner Hyde Park” lauten die Zeilen dieses Beitrags aus dem Bereich “Lyrik und Poesie”. Der folgende Beitrag stammt von Helmut Voigt, der im Jahr 2017 verstorben ist und zahlreiche Gedichte, Kurzgeschichten sowie nachdenkliche Texte hinterlassen hat, die wir gerne veröffentlichen.
Speakers Corner Hyde Park
Die Zuhörer standen eng aneinander gedrängt in der Ecke des Parks.
„Gar nicht so dumm, was der Mann da sagt,“ meinte ein korrekt
gekleideter Herr. „Nein, wirklich nicht,“ bestätigte der angesprochene
Nebenmann „und sehen Sie sich doch einmal seine gepflegte Kleidung an…“
„Und dann seine Figur, einfach traumhaft“, schwärmte eine ältere Dame,
die allerdings von einer ganz anderen Person sprach. „Seine Frisur,
seine Ausstrahlung, alles fantastisch!“ „Aber diese Ohren…“ flüsterte
ein Mann leise von der Seite.
Währenddessen lauschte man weiterhin den geschwollenen Worten,
bis nach einer Weile peitschender Beifall auf den Redner niederprasselte.
Die Leute standen so noch eine Zeit lang zusammen und hörten zu,
als plötzlich jemand bemerkte:“ Haben Sie es auch gespürt?“ „Was denn, mein Herr?“
„Ein Regentropfen fiel soeben auf meinen Kopf!“ „Ja, es regnet, Sie haben Recht“,
erwiderte der Angesprochene.
Unverdrossen sprach der Redner in markigen Worten weiter von der Revolution.
Doch nur wenige Minuten später regnete es cats and dogs (in Strömen).
Der Himmel war grau und es hatten sich schon kleine Pfützen gebildet.
Einige optimistische Zuhörer hatten ihre vorsorglich mitgebrachten
Regenschirme bereits aufgespannt, doch es regnet scheinbar unaufhörlich
weiter in Strömen, so dass auch die Leute davonströmten.
Der Regen kam und die Leute gingen.
Diese Versammlung bedurfte keiner Auflösung durch Polizeigewalt, denn
sie war schon durch die Naturgewalt beendet worden. Oben auf dem Podest
aber stand ein durchnässter, frierender und allein gelassener Revoluzzer.