Von der Ehre

In diesem Beitrag lesen Sie nachdenkliche Zeilen aus dem Bereich „Lyrik und Poesie“. Der folgende Beitrag stammt von Helmut Voigt, der im Jahr 2017 verstorben ist und zahlreiche Gedichte, Kurzgeschichten sowie nachdenkliche Texte hinterlassen hat, die wir gerne veröffentlichen.

Von der Ehre.

Manchem erscheint es schon peinlich zu bitten,
denn seine Ehre würde verletzt.
Und hat die Ehre erst einmal gelitten,
wird sie schwerlich wieder in Stand gesetzt.

Doch vergisst man dabei die große Ehre,
die wir Gebenden Bittenden schulden,
dass es uns eigentlich peinlicher wäre,
würden wir diese Bitte nicht dulden.

Denn ihre Bitte beweist das Vertrauen
in ein verschuldetes Menschengeschlecht.
Und es zeigt, dass sie auf uns bauen
und dass sie fordern ihr Menschenrecht.

Bettler haben die Scheu überwunden
und sie bitten um Brot oder Geld.
Denn sie haben noch nicht gefunden
eine freundliche, menschliche Welt.

Müssten wir jenen nicht dankbar sein,
die uns um irgendetwas bitten?
Dass sie uns unsere Härte verzeihen,
die sie schon oftmals erlitten.

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