Tempolimit Ja oder Nein?

Die einfache Frage lautet: Tempolimit Ja oder Nein?

Sicherlich wurde das Thematik in den Untiefen des World Wide Web bereits hinreichend diskutiert. Also: Tempolimit Ja oder Nein? Ob ein Tempolimit sinnvoll ist, welche Vor- und Nachteile es gibt etc., liegt ja offenkundig auf der Hand, darüber gibt es diverse Statistiken. Wir greifen dieses jetzt einfach noch einmal auf, gerade weil es bei dieser Diskussion keine abschließende Regelung gab, die später dann auch in unserer allgemeinen Straßenverkehrsordnung umgesetzt wurde.

Autobahn-Tempolimit versus Landstraßen-Tempolimit

Statistisch gesehen entstehen die meisten Unfälle immer noch auf Landstraßen. Logisch: Hier sieht man schlecht, der Gegenverkehr rauscht im schlimmsten Fall unmittelbar an einem vorbei, häufig mit jeweils 100km/h auf dem Tacho, bei Rasern natürlich noch mehr. Auf der Autobahn geht es tendenziell gesitteter zu. Alle fahren in eine Richtung, man überholt sich von Zeit zu Zeit und umgeht die (tödliche) Option, dass Fahrzeuge frontal aufeinandertreffen. Am Beispiel der Niederlande sieht man, dass ein Tempolimit im Grunde ganz gut funktioniert. Hier fährt jeder entsprechend ruhig. Verstöße werden sofort (bitter böse) geahndet. Es scheint zu klappen, denn auch die Unfallstatistik sieht, natürlich prozentual gesehen, bei unseren Nachbarn auch besser aus. Aber das hatten wir alles schon.

De facto, und das wird niemand abstreiten können und dürfen, steigt die Unfallgefahr, je schneller man unterwegs ist. Fahre ich mit 20 km/h gegen einen Baum, ist es natürlich tragisch ob des eigenen Fahrzeugs (Schrott). Den Baum interessiert es nicht. Fahre ich mit 50-70 km/h gegen einen Baum, interessiert es den Baum in der Regel immer noch nicht sonderlich, aber hier muss man mit den schwersten Verletzungen und sämtlichen Folgen rechnen. Bei höheren Geschwindigkeiten sinkt die Überlebenschance natürlich drastisch… auch die des Baumes.

Wie viele Leben opfere ich für meine Freiheit?

Im Grunde ist das die Kernfrage jeglicher Diskussion. Menschen möchten grundsätzlich frei sein. Gerade in Deutschland liebt man seine Freiheit, beruft sich auf das Grundgesetz, was auch vollkommen richtig ist. Aber nur, weil vor vielen vielen Jahren diverse Dinge festgelegt wurden, heißt es nicht, dass man bestimmte Absätze, Paragraphen und Regeln nicht auch mal aktualisieren kann. Schließlich entwickelt sich die Welt relativ schnell. Im kleinen Rahmen denken: Wer vor 10 Jahren seinen Arbeitsplatz angetreten ist, wird heute kaum noch exakt den gleichen Tätigkeiten nachgehen. Irgendetwas ändert sich immer. Bedeutet: Geschaffene Regelwerke sind stets auf Aktualität und Sinnhaftigkeit zu überprüfen. Nicht mehr macht unsere Regierung, weshalb die Tempolimit-Diskussion ja besteht (wenngleich Corona jegliches Sub-Thema überschrieben hat).

Wenn ich gerne rase und schnell fahre, ist das (laut Gesetz) mein gutes Recht. Aber es geht nicht nur um mich selbst, schließlich fahren mit mir auch andere Menschen über die Straßen. Ich muss mir selbst also immer wieder die Frage stellen, wie viel Risiko ich für mich (und die anderen) eingehe, um meine Freiheit auszuleben. Jage mich 280 km/h auf der A31 gen Norden dem nächstbesten Audi hinterher, muss ich mich der Kritik stellen, dass ich selbst derjenige bin, der einen Unfall provoziert, bzw. hohe Verletzungen und ggf. den Tod anderer Verkehrsteilnehmer*innen in Kauf nimmt. Ist also meine eigene Freiheit, so schnell fahren zu können wie ich will, zu jeder Zeit, wichtiger als die Gesundheit meiner Mitmenschen? Wie viel „Ichling“ steckt in mir selbst, dass ich lieber das Gaspedal drücke, statt die junge Familie inklusive Wohnmobil durch eine doppelt so hohe Geschwindigkeit so erschrecke, dass sie die Kontrolle über Ihr Fahrzeug verlieren?

Ich kann auch gemütlich mit 25 km/h über den Kölner Ring (okay, da geht’s kaum schneller) oder die Nordschleife am Nürburgring fahren – würde den Schnellfahrern auch nicht gefallen. Und hätte das Risiko riskanter Auffahrunfälle zur Folge – hier mit geklärter Schuldfrage, denn auf Rennstrecken, aber auch auf Autobahnen gelten Mindestgeschwindigkeiten. Was nach unten begrenzt ist, sollte vielleicht auch nach oben begrenzt sein?

Wie hoch sollte ein Tempolimit sinnvoll liegen?

Tempolimit Ja oder Nein – das war die Ausgangsfrage. Unsere Nachbarländer und nahezu alle Staaten in Europa haben ein Tempolimit zwischen 100-140 km/h. Irren jetzt alle, bis auf die Deutschen? Wer weiß das schon.

Die Tempolimit-Lösung liegt im Kompromiss

Sicherlich mag der Kompromiss nicht so aussehen, dass wir eine bestimmte „Todesquote“ auf deutschen Straßen akzeptieren. Der Kompromiss sollte vielmehr so aussehen, dass Menschen die Möglichkeit bekommen, ihrem Hobby nach extrem schnellen Fahren nachzukommen, ohne andere Menschen zu gefährden. Immer dann, wenn das öffentliche Leben betroffen ist und gegenseitige Rücksichtnahme gefordert ist, sollten Regeln getroffen werden, die das Unfall- und Verletzungsrisiko minimieren. Und wenn es ein Tempolimit, eine 4-Meter breite Autobahnspur ist, eine Tages- und Nachtregelung oder zwei getrennte Fahrbahnen nebeneinander sind – dann muss man das so umsetzen.

  • Wer sich totfahren will, fährt links. Die anderen fahren rechts
  • Wer mit 60 km/h herumeiern möchte, fährt rechts. Wer sein Fahrzeug beherrscht, fährt links.

Die andere Lösung: Schatz, Du willst Fisch und ich Fleisch – also gibt es Salat, damit wir beide nicht zufrieden sind. Deshalb empfehlen wir die A40: Wer hier mit 80 km/h durchkommt, ist entweder Rettungssanitäter, Polizist oder ist um 3 Uhr nachts unterwegs. Hier stehen wir nämlich alle gemütlich beieinander im Stau. Lahme Enten wie Raser.

 

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