Warum der Fifa Karrieremodus so erfolgreich ist

Der Dauerbrenner: Fifa Karrieremodus.

Die ersten Versionen des bekannten Fußballspiels Fifa 21 für den Computer kommen aus dem letzten Jahrtausend. Internet war längst keine Selbstverständlichkeit, alles war noch in der Entwicklung. Damals gab es demnach keine Möglichkeiten wie heute, über diverse Konsolen, PC-Netzwerke oder Online-Channels gegeneinander zu spielen. Die einzige Möglichkeit bestand in LAN-Partys über ein heimisches Netzwerk – oder eben alleine gegen das System. Und genau hier hat der bekannte Fifa-Karrieremodus seinen Ursprung, der bis heute von Version zu Version (mit ein paar Ausnahmen und Stolpern in letzter Zeit) immer weiterentwickelt wurde.

Was ist das Besondere am heutigen Fifa-Karrieremodus?

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Der heutige Karrieremodus ist der feste Anker bei Fifa: Ruhig, keinesfalls hektisch, bodenständig, solide. Der VW Passat unter den Modi, die Fifa im Gewühle aus Volta, Ultimate und Skill-Games anbietet. Man kann spielen, wann man möchte. Man hat keinen Zeitdruck. Man spiel für sich alleine. Der Karrieremodus ist quasi der Ruhemodus bei Fifa, in dem Sie Ihr eigenes Team gemütlich formen, aufbauen und trainieren können. Ein Modus, der sich für all jene Spieler eignet, die vom Karrieregedanken gepackt sind und entweder einen Manager, ein Team oder einen Spieler ganz nach oben bringen möchten – ganz gleich, ob Sie mit Real Madrid oder Wehen Wiesbaden antreten: Sie erhalten spezifische, vereinsbezogene Aufgaben, die es zu lösen gilt und müssen mit den vereinsspezifischen Kuriositäten klarkommen: Seien es abstruse Ziele, ein gealterter Kader oder die unbedingte Vorgabe den Aufstieg zu schaffen. Der Fifa Karrieremodus ist eine Form der Konstanz im sonst doch so „wilden“ Fifa und zeigt, dass man auch mit Ruhe agieren und langfristig ein Team aufbauen kann. Und: Sie sind vollkommen unabhängig von anderen Mitspielern oder Gegner. Sie spielen, wann Sie möchten. Ob um 3 Uhr nachts oder um 12 Uhr mittags. Sie entscheiden allein – und müssen auf keinen Onlinegegner etc. warten.

Vielfalt bei Ligen, Spielern

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Der Karrieremodus hat sich bezüglich des Umfangs deutlich weiterentwickelt. Die Anzahl der Ligen und Mannschaften, die inzwischen spielbar sind, hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht. Derzeit besteht sogar die Möglichkeit, in der vierten englischen Liga anzutreten und sich in riesigen (und unterklassigen) Ligen einen Spitzenplatz zu sichern. Gar nicht so einfach. Aber umso schöner, dass Fifa an dieser Stelle sehr viele Optionen bietet. Die Spieler sind grafisch/optisch auf dem neuesten Stand und zumindest im Profibereich sehr deutlich erkennbar. Die Stadien sehen toll aus und die wichtigen Ligen sind abgedeckt.

Transfers und Abbild echter Vertragsverhandlungen

Die Transferfunktion gibt es schon sehr lange. Man konnte Spieler zu jeder Zeit von einem zum anderen Verein wechseln lassen, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Karrieremodus. Das geht bis heute. Die Fifa-eigenen Transfers sind mitunter jedoch ein wenig skurril. Dass eingefleischte Barcelona-Urgesteine auf einmal zum Ligakonkurrenten nach Madrid oder gar nach Deutschland oder in die Niederlande wechseln, ist doch arg absurd. Passiert aber. Wir vermerken: Fifa ist sichtlich bemüht, die Transfers so realistisch wie möglich zu gestalten. Geldtechnisch und spielstärkentechnisch passt das auch. Der emotionale Faktor hingegen kann häufig nur schwer in die Algorithmen übernommen werden. Manch ein Borusse würde niemals für einen Rekorderlös zum FC Bayern geschickt (und umgekehrt). Hier besteht sicherlich noch Nachholbedarf, da die automatischen Transfers ein wenig willkürlich wirken.

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Die eigenen Transfers hingegen gleichen sich der Realität immer weiter an. Die persönlichen Gespräche zwischen Spielern und Trainer bei Gehalts- und Vertragsdebatten wiederholen sich zwar mit der Zeit – bleiben dabei aber weitestgehend richtig. Kurios an dieser Stelle: Bieten Sie einem unterklassigen 4.Liga-Spieler nun ein 100.000 € Wochengehalt, da Sie eine Finanzspritze aktiviert haben, so antwortet der Managers Ihres Kandidaten lediglich damit, „dass es sich sein Mandant auch so vorgestellt hätte“. Sei es drum, er bleibt ja im Team.

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Scouting und Nachwuchsakademie

Ein ganz großes Thema. Das Jugendscouting ist das Maß aller Dinge, wenn es darum geht ein Team langfristig in den Weltfußballhimmel zu schießen. Jugendscouts, das Beobachten und Analysieren der Akademie sowie das Formen der Stars von Morgen gehört sicherlich zu den Meilensteinen in der Fifa-Entwicklung und gibt dem Karrieremodus neben Gameplay-Action auch noch eine gute Portion „Management“ mit auf den Weg. Hier kann man selbst überlegen, in welchen Ländern man scoutet, auf welchen Positionen Spieler gesucht werden und wer es letztlich in den Profikader schafft.

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Wer die maximalen 15 Jahre einer ausgiebigen Managerkarriere tatsächlich bei einem einzigen Verein verbringen möchte ohne Team-Hopping zu betreiben, sollte bereits zu Beginn auf ein analytisches Scouting achten. Hier kommt es sehr darauf an, detailliert zu schauen, welcher Spieler auch in vielen Jahren noch die Leistungen erbringen können, die Sie in der Akademie zeigten.

Finanzen, Budgets und Ziele im Fifa Karrieremodus

Während die Finanzen sowie das Berücksichtigen der Budgets bei Fifa immer schon ein großes Thema waren, kamen die Ziele (vergleichsweise) erst kürzlich hinzu. Sicher: Sie müssen Ihre Finanzen im Blick behalten und bekommen zu Beginn einer jeden Saisons ein Transfer- und ein Gehaltsbudget bereitgestellt. Je nachdem, wie die Leistung in der vorangegangenen Saison war, umso höher kann das Budget ausfallen. Damit können dementsprechend neue Transfers durchgeführt werden oder Spielergehälter erhöht werden. Ein Schieberegler sorgt dafür, dass die Mittelverteilung so angepasst werden kann, wie Sie es aktuell benötigen.

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Die Ziele hingegen sind etwas schwieriger zu erfüllen. Saisonziele für das Inland (Meisterschaft, kein Abstieg etc.) oder Zeile für die Championsleague oder Europaleague sind noch zu erfüllen. Auch Nachwuchsziele, die das Scouting betreffen, können noch erfüllt werden. Wenn es aber darum geht, Marketing-Ziele zu erfüllen, so fehlen bei Fifa leider Messwerte bzw. Kriterien, mit deren Hilfe das Ergebnis A) verstanden und B) beeinflusst werden kann. Dass Stadion zu einem bestimmten Prozentsatz bei Heimspielen ausverkauft sein müssen oder dass sich Trikots Ihrer Mannschaft sehr gut verkaufen – darauf haben Sie leider keinen Einfluss. Bzw. genauer formuliert: Sie haben natürlich schon Einfluss, aber keinen Messwert und keine Information darüber, wie diese Variable entsprechend gesteuert werden kann. Wir hoffen auf Nachbesserung, sind aber dankbar, dass es inzwischen zumindest Saisonziele gibt.

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Der Mix aus Fußballmanager und Liveerlebnis

Den allergrößten Pluspunkt sammelt der Fifa Karrieremodus aber vor allem durch die Tatsache, dass das eigentliche Fußballspielen mit einer Managerkarriere verbunden wird. Sie haben hier quasi eine 2in1-Lösung: Es gibt inzwischen genügend Stellschrauben, auch abseits des Platzes Einstellungen zu tätigen und Ihr Team in die richtige Richtung zu lenken – durch die Möglichkeit des Simulierens von Spielergebnissen müssten Sie quasi nicht einmal mehr selber spielen. Aber Sie könnten es dennoch. Selbst wenn Sie auf jegliche Management-Elemente verzichten und ausschließlich „zocken“, sind Sie im Fifa Karrieremodus richtig aufgehoben. Auf eine sehr elegante Weise werden an dieser Stelle zwei wesentliche Elemente moderner Playstation- und Computerspiele zusammengefasst. Es könnte aber noch besser, denn: Die Grafik wird mit den nächsten Versionen Ihr Maximum erreichen. Möglicherweise lesen Sie diesen Beitrag gerade, wenn Fifa 25 herausgekommen ist und können unsere These überprüfen (beachten Sie das Beitragsdatum). Aber im Management-Bereich besteht noch viel Luft nach oben. Wenn hier einige Anpassungen, Änderungen und Erweiterungen vorgenommen werden, kann Fifa zu einem All-in-One-Game weiterentwickelt werden und so auch die Freunde der Management-Simulatoren zurückgewinnen. Wir sind zumindest gespannt!

Fazit: Was bleibt?

Es bleibt das Glücksgefühl, den SV Meppen in der Championsleague zu sehen. Allein die Tatsache, dass es mit einem Geschick möglich ist, sei es durch gute Entscheidungen in der Managerkarriere oder herausragende Ergebnisse durch eine perfekte Controllerbedienung, ein unterklassiges Team zum Meister zu machen – allein das genügt doch schon!

Sie haben gelesen: Wir waren und sind Fans des Fifa Karrieremodus, klar. Dennoch muss das eine oder andere (kritische) Wort eingestreut werden. Nur an Verbesserungsvorschlägen, Ideen und Tipps kann ein Entwickler wachsen. Und möglicherweise plant EA Sports ja schon jetzt viel mehr, als wir uns alle denken.

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