Ab wann hat man Fieber – und wann sollte man handeln?

Lesedauer: 5 MinAktualisiert: 15. August 2025 20:59

Fieber ist ein Symptom, das viele Ursachen haben kann – von harmlosen Infekten bis hin zu ernsteren Erkrankungen. Entscheidend ist nicht nur die Höhe der Temperatur, sondern auch, wie schnell sie ansteigt, wie lange sie anhält und welche Begleitsymptome auftreten. Das bedeutet konkret: Fieber ist nicht einfach nur „warm fühlen“, sondern ein messbarer Anstieg der Körpertemperatur über den Normalbereich hinaus.

Was gilt als normale Körpertemperatur?

Die normale Körpertemperatur liegt bei den meisten Erwachsenen zwischen 36,3 °C und 37,4 °C. Kleine Schwankungen im Tagesverlauf sind völlig normal: Morgens ist die Temperatur oft etwas niedriger, abends leicht erhöht. Auch körperliche Aktivität, warme Kleidung oder eine heiße Mahlzeit können kurzfristig für einen Anstieg sorgen, ohne dass Fieber vorliegt.

Interessant ist, dass nicht jeder Mensch den gleichen „Normalwert“ hat. Manche liegen dauerhaft etwas höher oder niedriger, ohne dass dies krankhaft ist. Deshalb ist es hilfreich, seinen eigenen Durchschnittswert zu kennen – so lässt sich besser einschätzen, ab wann tatsächlich Fieber vorliegt.

Ab wann spricht man von Fieber?

Medizinisch wird zwischen verschiedenen Temperaturbereichen unterschieden:

Körpertemperatur (oral gemessen)Einordnung
bis 37,4 °CNormalbereich
37,5 °C – 38,0 °CErhöhte Temperatur
38,1 °C – 38,5 °CLeichtes Fieber
38,6 °C – 39,0 °CMäßiges Fieber
39,1 °C – 39,9 °CHohes Fieber
ab 40,0 °CSehr hohes Fieber / Fieberkrise

Die Antwort lautet: Von Fieber spricht man in der Regel ab 38,1 °C Körpertemperatur, gemessen im Mund. Bei Messung im Ohr oder rektal können die Werte etwas höher liegen, bei Messung unter der Achsel etwas niedriger.

Auch hier gilt: Entscheidend ist nicht nur der Wert, sondern ob weitere Symptome auftreten, etwa Schüttelfrost, starke Gliederschmerzen oder ungewöhnliche Müdigkeit.

Fieber bei Kindern – andere Grenzen

Bei Säuglingen und Kleinkindern gelten oft leicht andere Grenzwerte. Bei Babys unter drei Monaten sollte man bereits ab 38 °C ärztliche Hilfe suchen, da Infektionen hier schneller schwer verlaufen können. Viele Kinderärzte sehen schon eine Temperatur ab 37,8 °C (rektal gemessen) als leichtes Fieber an.

Eltern sollten wissen, dass Kinder oft schneller und höher fiebern als Erwachsene. Während ein Wert von 39 °C bei einem Kind nicht automatisch ein Notfall ist, muss das Gesamtbild betrachtet werden. Apathie, Trinkverweigerung oder Atemprobleme sind deutlich alarmierender als die Zahl auf dem Thermometer.

Warum steigt die Körpertemperatur überhaupt?

Fieber ist keine Krankheit, sondern eine Abwehrreaktion des Körpers. Bei Infektionen setzen Immunzellen Botenstoffe frei, die im Gehirn den „Sollwert“ der Körpertemperatur erhöhen. Durch die höhere Temperatur können sich viele Viren und Bakterien schlechter vermehren, während das Immunsystem effizienter arbeitet.

Anleitung
1„Fieber ist immer gefährlich“ – falsch, es ist meist eine Schutzreaktion.
2„Man muss Fieber sofort senken“ – nicht unbedingt, bei moderaten Werten kann man den Körper arbeiten lassen.
3„Hohe Temperatur schädigt sofort das Gehirn“ – erst ab sehr hohen Werten über 41 °C besteht Gefahr.
4„Fieber ist nur bei Infekten relevant“ – auch Entzündungen oder Stoffwechselerkrankungen können Fieber auslösen.

Es gibt auch Fieberarten, die nicht durch Infektionen entstehen, zum Beispiel bei Autoimmunerkrankungen, bestimmten Krebsarten oder als Nebenwirkung von Medikamenten. In solchen Fällen ist die Ursache komplexer und nicht immer direkt erkennbar.

Wann sollte man zum Arzt?

Es gibt keine starre Regel, aber einige Warnsignale, bei denen ärztliche Hilfe dringend empfohlen wird:

  • Sehr hohes Fieber (ab 40 °C) oder schnell ansteigende Temperatur
  • Länger anhaltendes Fieber (mehr als 3 Tage ohne Besserung)
  • Begleitsymptome wie starker Schüttelfrost, Atemnot, Bewusstseinsstörungen oder Hautausschlag
  • Fieber bei Babys unter 3 Monaten
  • Chronisch Kranke oder immungeschwächte Personen mit Fieber

Auch wenn Fieber oft harmlos verläuft, ist es bei bestimmten Personengruppen ratsam, frühzeitig ärztliche Abklärung zu suchen.

Messmethoden und ihre Unterschiede

  • Rektal (im Po): sehr genau, meist leicht höhere Werte
  • Oral (im Mund): gut geeignet, aber erst ab ca. 4–5 Jahren
  • Axillar (unter dem Arm): oft 0,3–0,5 °C niedriger
  • Im Ohr: schnell, aber abhängig von richtiger Platzierung
  • Stirnthermometer: praktisch, aber teils ungenau bei falscher Anwendung

Wer regelmäßig Fieber misst, sollte möglichst immer die gleiche Methode nutzen, um vergleichbare Werte zu erhalten.

Praktische Tipps zur Fieberbeobachtung

  • Fieber mehrmals täglich messen, um den Verlauf zu sehen
  • Uhrzeit und Temperatur in einer Notiz oder App festhalten
  • Auf Begleitsymptome achten, nicht nur auf den Wert
  • Viel Flüssigkeit anbieten – Wasser, Tee oder Brühe
  • Raumtemperatur angenehm kühl halten (18–20 °C)

Eltern können zusätzlich ein einfaches Fieberprotokoll führen. Das hilft Ärzten, den Verlauf und mögliche Ursachen besser einzuschätzen.

Häufige Mythen rund ums Fieber

  1. „Fieber ist immer gefährlich“ – falsch, es ist meist eine Schutzreaktion.
  2. „Man muss Fieber sofort senken“ – nicht unbedingt, bei moderaten Werten kann man den Körper arbeiten lassen.
  3. „Hohe Temperatur schädigt sofort das Gehirn“ – erst ab sehr hohen Werten über 41 °C besteht Gefahr.
  4. „Fieber ist nur bei Infekten relevant“ – auch Entzündungen oder Stoffwechselerkrankungen können Fieber auslösen.

Häufig gestellte Fragen zu Fieber

Ist Fieber immer gefährlich?

Nein, oft ist es ein sinnvoller Schutzmechanismus. Entscheidend ist der Gesamtzustand und die Ursache.

Sollte man Fieber sofort senken?

Nicht immer. Bei moderatem Fieber kann es sinnvoll sein, den Körper arbeiten zu lassen. Ab etwa 39 °C oder bei Unwohlsein kann man fiebersenkende Maßnahmen erwägen.

Was hilft bei Fieber außer Medikamenten?

Viel trinken, leichte Kleidung, lauwarme Wadenwickel, körperliche Ruhe und frische Luft helfen oft.

Ab wann darf man mit Fieber arbeiten oder Sport treiben?

Am besten erst, wenn man 24 Stunden fieberfrei ist – sonst drohen Komplikationen wie Herzmuskelentzündungen.

Kann man trotz Fieber ansteckend sein?

Ja, besonders bei viralen Infekten wie Grippe oder Erkältungen ist man meist schon vor dem Fieberanstieg ansteckend.

Welche Rolle spielt die Tageszeit?

Abends ist Fieber oft höher als morgens – das ist normal und sollte bei der Beurteilung beachtet werden.

Zusammenfassung

Fieber beginnt in der Regel ab 38,1 °C und ist meist eine sinnvolle Abwehrreaktion des Körpers. Bei Säuglingen und Risikopatienten gelten strengere Grenzen. Die Höhe der Temperatur allein ist nicht immer entscheidend – Dauer, Verlauf und Begleitsymptome sind ebenso wichtig. Wer unsicher ist oder Warnzeichen bemerkt, sollte medizinischen Rat einholen. Mit einer genauen Beobachtung, ausreichender Flüssigkeitszufuhr und angemessener Ruhe lässt sich Fieber oft gut zu Hause begleiten – vorausgesetzt, es liegen keine Alarmsymptome vor.

Checkliste
  • Sehr hohes Fieber (ab 40 °C) oder schnell ansteigende Temperatur
  • Länger anhaltendes Fieber (mehr als 3 Tage ohne Besserung)
  • Begleitsymptome wie starker Schüttelfrost, Atemnot, Bewusstseinsstörungen oder Hautausschlag
  • Fieber bei Babys unter 3 Monaten
  • Chronisch Kranke oder immungeschwächte Personen mit Fieber

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Guido Marquardt

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Melanie Weissberger

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Johannes Breitenreiter

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Sina Eschweiler

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