Stell dir vor, jemand verkauft dir ein belegtes Brötchen, das er selbst gar nicht hat. Und trotzdem bekommst du es – mit Ketchup obendrauf. So ungefähr funktioniert Cum Ex – nur dass es hier nicht um belegte Brötchen, sondern um Steuergelder geht. Und leider ist das Ganze nicht nur ein komisches Missverständnis, sondern ein echtes Finanzskandal-Ding mit Milliardenverlusten für den Staat.
Cum-Ex-Geschäfte sind im Kern ein juristischer Trick, um sich Kapitalertragsteuer erstatten zu lassen, die gar nicht gezahlt wurde. Klingt kompliziert? Ist es auch. Aber keine Sorge – ich bring’s dir so auf den Punkt, dass du beim nächsten Stammtisch glänzen kannst, ohne wie ein Steuerberater zu klingen 😉
Was genau steckt hinter Cum Ex?
Der Begriff „Cum Ex“ kommt aus dem Lateinischen – „cum“ bedeutet „mit“, „ex“ heißt „ohne“. In der Praxis geht’s um den Handel mit Aktien rund um den Dividendenstichtag. Also genau dann, wenn Unternehmen ihren Gewinn an Aktionäre ausschütten. Der Clou: Die Aktien wurden in extrem kurzer Zeit hin und her verkauft – mal mit, mal ohne Dividendenanspruch. Dabei entstand Verwirrung darüber, wem die Aktie zum Stichtag eigentlich gehörte.
Und genau diese Verwirrung wurde ausgenutzt: Es wurden mehrere Steuerbescheinigungen für ein und dieselbe gezahlte Kapitalertragsteuer ausgestellt. So konnten sich Banken, Investoren oder Fonds diese Steuer mehrfach zurückholen – obwohl sie nur einmal abgeführt wurde. Oder auch gar nicht.
Das Ganze klingt fast wie ein Zaubertrick – ist aber ein ziemlich gut durchdachter Steuerbetrug. Ein System, das lange Zeit so clever gestrickt war, dass es keiner richtig geschnallt hat. Oder nicht schnallen wollte?
Beispiel: So lief ein Cum-Ex-Geschäft ab
Ein praktisches Szenario: Investor A verkauft einem Käufer B eine Aktie, obwohl A sie noch gar nicht besitzt. Am selben Tag leiht A sich diese Aktie von einem Dritten und liefert sie an B aus. Klingt schräg? Total.
Jetzt kommt der Dividendenstichtag – und weil nicht klar ist, wer die Aktie tatsächlich besessen hat, erhalten sowohl A als auch B eine Steuerbescheinigung. Also: zweimal Kapitalertragsteuer – einmal real, einmal nur auf dem Papier. Die lassen sich dann beide erstatten. Zack – der Staat zahlt doppelt. Nett, oder?
Solche Geschäfte wurden oft in Millisekunden über Computersysteme abgewickelt. Kein Wunder also, dass selbst erfahrene Finanzbeamte manchmal nicht mehr mitkamen. Die Folge: ein Milliardenloch im Staatshaushalt.
Warum war das überhaupt möglich?
Ganz ehrlich? Weil Gesetze manchmal langsamer sind als Geld. Die damalige Gesetzeslage war so löchrig, dass clevere Anwälte und Banker diese „Gestaltungen“ legal aussehen lassen konnten. Erst 2012 wurde die Cum-Ex-Masche per Gesetz gestoppt. Bis dahin liefen die Geschäfte jahrelang munter weiter – und keiner zog wirklich die Reißleine.
Dazu kommt: Die Finanzwelt ist kompliziert. Und wenn du mit Begriffen wie „Leerverkauf“, „Dividendenarbitrage“ oder „Steuergutschrift“ jonglierst, dann klingt alles schnell nach Grauzone. Genau das hat es den Tätern so einfach gemacht.
Cum Ex in der öffentlichen Diskussion
Inzwischen ist klar: Cum Ex war kein Kavaliersdelikt. Es geht um mindestens 10 Milliarden Euro Schaden für die Steuerzahler – manche Schätzungen liegen noch höher. Medienberichte, Dokumentationen und sogar Gerichtsprozesse zeigen, wie systematisch vorgegangen wurde. Und wie viele daran beteiligt waren – Banken, Berater, Anwälte, Investoren.
Viele Menschen fragen sich: Wie konnte so etwas durchgehen? Und warum wurde das nicht früher gestoppt?
Eine berechtigte Frage. Aber wie bei vielen Finanzskandalen zeigt sich: Wenn etwas richtig komplex ist, schauen viele lieber weg. Oder tun so, als hätten sie nichts gesehen.
Warum du das verstehen solltest
Klar – du musst kein Steuerexperte sein. Aber zu wissen, wie Cum Ex funktioniert, hilft dabei, ein Gefühl für das große Ganze zu bekommen. Denn es betrifft uns alle. Es geht hier nicht um ein paar Euro Steuertricks, sondern um unser gemeinsames Geld. Geld, das in Schulen, Straßen oder Krankenhäuser fließen könnte – aber stattdessen in den Taschen einiger weniger gelandet ist.
Und vielleicht verstehst du jetzt auch besser, warum Steuerpolitik nicht langweilig sein muss. Im Gegenteil: Wenn man weiß, wie das System ausgenutzt werden kann, sieht man manches mit anderen Augen.
Cum Ex kurz & knapp
Wenn du’s ganz fix willst – hier die wichtigsten Punkte auf einen Blick:
| Punkt | Erklärung |
|---|---|
| Was ist Cum Ex? | Steuertrick durch Aktiengeschäfte rund um den Dividendenstichtag |
| Ziel der Methode | Mehrfache Erstattung von Kapitalertragsteuer |
| Wie funktioniert es? | Verwirrung durch schnellen Aktienhandel führt zu doppelten Steuerbescheinigungen |
| Wer war beteiligt? | Banken, Investoren, Fonds, Berater |
| Wann wurde es gestoppt? | Gesetzesänderung 2012, juristische Aufarbeitung läuft weiter |
| Schaden für den Staat | Mindestens 10 Milliarden Euro |
Mein Fazit
Cum Ex zeigt, wie leicht sich auch ein modernes Steuersystem austricksen lässt – wenn nur genug Leute mitmachen. Und wenn Kontrolle und Gesetzgebung zu langsam reagieren. Es war kein Versehen, sondern eine clevere Masche mit riesigem Effekt. Und ehrlich gesagt: Es macht wütend. Nicht nur wegen des Geldes, sondern auch wegen der Dreistigkeit dahinter.
Aber hey – jetzt weißt du Bescheid. Beim nächsten Smalltalk über Finanzskandale kannst du ganz locker sagen: „Ach ja, Cum Ex… ist im Prinzip ein Steuerkarussell mit Aktien. Ganz schön abgebrüht, aber längst nicht mehr legal.“ Und das Beste: Du musst dafür nicht mal ein Brötchen kaufen 😉
Cum Ex ist Geschichte – aber die Frage bleibt: Wie viele solcher Lücken gibt es noch?