Wenn die Temperaturen fallen, beginnt für Motoren die härteste Phase des Jahres. Kaltstarts, nasse Straßen, Salz, viele kurze Fahrten – all das erhöht die Belastung. Viele Schäden, die später als „plötzlicher Motorschaden“ in der Werkstatt landen, haben ihren Ursprung genau in den Wintermonaten. Wer ein paar Punkte beachtet, reduziert das Risiko deutlich.
Öl, Kühlmittel und Frostschutz: Die Basis muss stimmen
Bei Kälte wird Motoröl zähflüssiger. Je dicker es beim Start ist, desto schlechter gelangt es in die Lagerstellen. In den ersten Sekunden nach dem Start läuft viel Metall auf nur wenig Schmierfilm – eine Phase mit hohem Verschleiß. Deshalb ist wichtig:
- Öl mit der vom Hersteller freigegebenen Viskosität
- Wechselintervalle einhalten, bei viel Kurzstrecke eher nicht ausreizen
Ein vernachlässigter Schmierkreislauf macht sich oft erst später bemerkbar: steigender Ölverbrauch am Auto, dunkles, zähes Öl, metallische Geräusche. Ignoriert man diese Signale lange genug, kann daraus ein schwerer Lagerschaden am Auto werden – eine typische Vorstufe des kapitalen Motorschadens.
Auch das Kühlsystem sollte vor dem Winter geprüft werden. Kühlmittel ist mehr als gefärbtes Wasser: Die Mischung muss zum Frostschutz und Korrosionsschutz passen. Stimmt die Konzentration nicht, kann das Kühlmittel bei starken Minusgraden gefrieren, Schläuche sprengen oder Bauteile beschädigen. Ein kurzer Frostschutztest in der Werkstatt ist deutlich günstiger als ein gerissener Motorblock.
Fahrverhalten: Schonend warmfahren statt kalt quälen
Die meisten Motoren werden im Winter nicht durch „zu wenig Leistung“, sondern durch zu viel Leistung im kalten Zustand geschädigt. Nach dem Start ist der Motor weit entfernt von seiner Wohlfühltemperatur. Die Anzeige im Cockpit zeigt meist nur die Kühlwassertemperatur; die Öltemperatur im Auto steigt deutlich langsamer an.
Praxisregel: Die ersten Kilometer ruhig fahren, nicht hoch drehen, keine Vollgasfahrten direkt nach dem Start. Wer morgens aus dem Wohngebiet direkt auf eine Schnellstraße fährt, sollte bewusst mit etwas mehr Geduld fahren, damit der Motor nach und nach warm werden kann.
Besonders problematisch sind viele sehr kurze Fahrten: Der Motor kommt kaum auf Betriebstemperatur, Kondenswasser und Kraftstoffreste im Öl werden nicht richtig „ausgeheizt“. Langfristig fördert das Ablagerungen, Dichtungsverschleiß und wiederum höheren Ölverbrauch. Wer sein Fahrzeug behalten will, sollte Kurzstrecken nach Möglichkeit bündeln und dem Motor gelegentlich eine längere Strecke gönnen.
Batterie und Elektrik: Startprobleme sind mehr als nur lästig
Eine schwache Batterie im Winter ist nicht nur unpraktisch, sie schadet auch. Kalter Motor, zähes Öl, viele elektrische Verbraucher – das fordert das Bordnetz. Wenn der Anlasser sich mühsam durch den Motor quält, steigert das die mechanische Belastung. Mehrere lange Startversuche hintereinander können Anlasser, Zahnkranz und Motor zusätzlich stressen.
Vor dem Winter lohnt sich ein Batterietest in der Werkstatt. Zeigt das Messgerät klare Schwäche, ist ein rechtzeitiger Austausch meist günstiger als regelmäßige Pannenhilfe. Saubere, korrosionsfreie Polklemmen und eine gute Masseverbindung sind kleine Details mit großer Wirkung.
Salz, Feuchtigkeit und Wintercheck: Wenn Äußeres nach innen wirkt
Streusalz und Feuchtigkeit greifen im Winter nicht nur den Unterboden an, sondern auch Leitungen, Stecker und Gummiteile. Korrodierte Kühlmittelleitungen, poröse Schläuche oder angegriffene Dichtungen können zu schleichenden Lecks führen – beim Öl, beim Kühlmittel oder beim Kraftstoff. Sinkt der Füllstand unbemerkt, drohen Überhitzung, Mangelschmierung und im schlimmsten Fall schwere Motorschäden.
Viele dieser Punkte lassen sich mit einem gezielten Wintercheck kombinieren: In einer Werkstatt oder Prüforganisation können Batterie, Flüssigkeiten, Beleuchtung, Reifen und Sichtverhältnisse in einem Durchgang überprüft werden. Eine gute Orientierung, welche Bauteile vor der kalten Jahreszeit besonders wichtig sind, bieten die ADAC-Tipps, wie man sein Auto winterfit macht. Regelmäßige Wäsche inklusive Unterboden und ein kritischer Blick bei der Hebebühnenkontrolle helfen zusätzlich, Rost- und Dichtungsprobleme früh zu erkennen, bevor sie den Motor indirekt in Mitleidenschaft ziehen.
Wenn es trotz Pflege zum Motorschaden kommt
Trotz guter Pflege kann ein Motor – vor allem bei hoher Laufleistung – irgendwann aufgeben. Typische Warnzeichen sind Klopfgeräusche, Leistungsverlust, Warnlampen oder ein Motor, der nicht mehr startet.
Dann stehen drei Optionen im Raum: reparieren, das Auto mit Motorschaden verkaufen oder einen Austauschmotor einbauen lassen. Ist das Fahrzeug abgesehen vom Motor in gutem Zustand, kann ein geprüfter, überholter Ersatzmotor eine wirtschaftlich sinnvolle Alternative zum Verschrotten oder Neuwagen sein.