Ein Elektroauto lohnt sich dann, wenn die Gesamtkosten pro Jahr niedriger sind als beim vergleichbaren Verbrenner. Das bedeutet konkret: Erst wenn du Anschaffung, Verbrauch, Wartung, Strompreise, Ladeverhalten, Steuern und den Wertverlust zusammenrechnest, erkennst du, ob ein Elektroauto im Alltag wirklich günstiger ist. Ob sich ein Elektroauto lohnt wird damit zu einer Frage der Gesamtbilanz – nicht nur der Reichweite oder des Strompreises.
Die Antwort lautet: Du berechnest die Wirtschaftlichkeit, indem du die sogenannten „Total Cost of Ownership“ (TCO) vergleichst. Dazu gehören Kaufpreis, Strom-/Benzinkosten, Versicherungen, Wartung, Steuern, Verschleißteile, Ladeverluste und mögliche Förderungen. Erst diese Gesamtbetrachtung zeigt, welches Auto langfristig wirklich günstiger ist.
Viele Nutzer konzentrieren sich nur auf den Verbrauch – aber die größten Unterschiede liegen in Wartung, Energiepreisen und Wertverlust. Wenn du alle Punkte sauber vergleichst, siehst du klar, wann sich ein E-Auto lohnt und wann nicht.
Warum ein reiner Blick auf Strom vs. Benzin zu kurz greift
Die Antwort lautet: Der reine Energiepreisvergleich bildet nur 30–40 % der echten Kosten ab. Ein E-Auto ist oft günstiger beim Verbrauch, aber teurer in der Anschaffung. Ein Verbrenner ist meist günstiger im Kaufpreis, aber teurer im Betrieb.
Wichtige Faktoren:
- Strom: günstiger bei eigener PV-Anlage, teurer an Schnellladern
- Benzin/Diesel: stark schwankend, hohe Steueranteile
- Wartung: E-Autos sind deutlich wartungsärmer
- Steuern: E-Autos in Deutschland 10 Jahre steuerbefreit
- Verschleiß: weniger Teile bedeuten weniger Reparaturen
Ein realistischer Vergleich braucht deshalb mehrere Stellschrauben.
Wie berechne ich die laufenden Energiekosten?
Der größte Kostenblock im Alltag ist der Energieverbrauch. Den kannst du schnell und einfach berechnen.
1. Beim Elektroauto
Formel:
Stromkosten = Verbrauch (kWh/100 km) × Strompreis × gefahrene km ÷ 100
Beispiel:
- 17 kWh/100 km
- 0,40 €/kWh (Haushaltspreis)
- 15.000 km/Jahr
→ 17 × 0,40 × 150 = 1.020 €/Jahr
Mit PV-Strom (z. B. 0,12 €/kWh) sinken diese Kosten dramatisch auf ca. 300 €/Jahr.
2. Beim Verbrenner
Formel:
Kraftstoffkosten = Verbrauch (l/100 km) × Benzinpreis × gefahrene km ÷ 100
Beispiel:
- 7 l/100 km
- 1,85 €/l
- 15.000 km/Jahr
→ 7 × 1,85 × 150 = 1.943 €/Jahr
Energie ist beim Verbrenner in fast allen realistischen Szenarien teurer.
Welche jährlichen Fixkosten musst du einrechnen?
Auch die Fixkosten unterscheiden sich stark zwischen E-Auto und Verbrenner.
Elektroauto
- Kfz-Steuer: 0 €
- Versicherung: häufig etwas teurer bei Vollkasko
- Wartung: 30–50 % günstiger
- Verschleiß: kaum Ölwechsel, weniger Bremsenverschleiß
- Laden zuhause oft billiger, aber Wallbox-Anschaffung beachten
Verbrenner
- Kfz-Steuer: abhängig von CO₂-Ausstoß, oft 150–350 € jährlich
- Versicherung: durchschnittlich, große Unterschiede nach Modell
- Wartung: Ölwechsel, Filter, Zahnriemen, Auspuff etc.
- Verschleiß: Bremsen stärker belastet
- Kraftstoffkosten deutlich höher
Die Antwort lautet: E-Autos sparen häufig bei Wartung und Steuer mehrere Hundert Euro pro Jahr ein.
Wie berechne ich den Wertverlust – den wichtigsten Kostenpunkt überhaupt?
Viele unterschätzen den Wertverlust. Er ist in der Regel der teuerste Faktor beim Autohalten.
Elektroauto-Wertverlust
- abhängig von Technologieentwicklung, Akkuqualität, Marke
- hohe Unsicherheit durch Preissenkungen und neue Modelle
- starke Unterschiede je nach Marke (Tesla gering, andere stark)
Verbrenner-Wertverlust
- stabiler, aber langfristig durch politische Entwicklungen gefährdet
- bei Diesel oft höher durch Einschränkungen in Städten
Beispiel (5 Jahre Nutzung):
- E-Auto: 45.000 € Kaufpreis → Restwert 23.000 €
→ 22.000 € Verlust - Verbrenner: 35.000 € Kaufpreis → Restwert 17.000 €
→ 18.000 € Verlust
Nicht immer ist das Elektroauto teurer – vor allem bei attraktiven Marken.
Wie wirkt sich Laden zuhause vs. öffentlich auf die Wirtschaftlichkeit aus?
Die größten Unterschiede entstehen beim Laden.
Laden zuhause / PV
- 0,10–0,40 €/kWh
- günstigster Betrieb möglich
- ideal für Pendler mit festen Ladezeiten
Öffentliche AC-Lader
- 0,45–0,49 €/kWh
- moderat teuer
Schnellladen (DC)
- 0,59–0,89 €/kWh
- kann E-Autos teurer machen als Verbrenner
Die Antwort lautet: Ein E-Auto lohnt sich fast immer, wenn du regelmäßig zuhause lädst. Wenn du fast ausschließlich schnellladen musst, wird es oft teuer.
Welche Kosten darf ich bei der Berechnung nicht vergessen?
Viele Menschen vergessen mehrere Faktoren, die den Vergleich verfälschen.
Wichtige Zusatzpunkte:
- Wallbox-Kosten (ca. 800–1.500 €)
- Installationskosten (0–2.500 €)
- Reifen (E-Autos oft teurer)
- Ladeverluste (10–20 %)
- Garantiebedingungen für Akku
- THG-Quote (jährliche Auszahlung 80–150 €)
Beim Verbrenner:
- Ölwechselkosten
- Steuererhöhungen
- steigende CO₂-Abgaben
Um realistisch zu vergleichen, müssen beide Seiten vollständig betrachtet werden.
Praxisorientierte Gesamtberechnung: Lohnt sich ein Elektroauto?
Dieser Abschnitt zeigt eine typische Praxissituation, wie sie viele Nutzer erleben. Wenn du diese Logik anwendest, erkennst du schnell, ob sich die Anschaffung lohnt.
Stell dir vor, du fährst 15.000 km im Jahr und vergleichst zwei reale Fahrzeuge:
Beispiel:
- Elektroauto: 45.000 € Kaufpreis
- Verbrenner: 35.000 € Kaufpreis
Verbrauch
- E-Auto: 1.020 €/Jahr
- Verbrenner: 1.943 €/Jahr
→ Vorteil E-Auto: 923 €/Jahr
Wartung
- E-Auto: 250 €/Jahr
- Verbrenner: 650 €/Jahr
→ Vorteil E-Auto: 400 €/Jahr
Steuer
- E-Auto: 0 €
- Verbrenner: 200 €/Jahr
→ Vorteil E-Auto: 200 €/Jahr
Wertverlust (5 Jahre)
- E-Auto: 22.000 €
- Verbrenner: 18.000 €
→ Nachteil E-Auto: –4.000 €
Gesamtbilanz über 5 Jahre
Vorteile E-Auto:
- Energieersparnis: 4.615 €
- Wartung: 2.000 €
- Steuer: 1.000 €
Summe Vorteile: 7.615 €
Nachteile:
- höherer Wertverlust: –4.000 €
Endsaldo: E-Auto ist real 3.615 € günstiger
Die Antwort lautet: Trotz höherem Kaufpreis lohnt sich ein E-Auto über 5 Jahre – wenn du primär zuhause lädst und typische Wartungskosten berücksichtigst.
Typische Fälle, in denen sich ein Elektroauto besonders lohnt
Ein Elektroauto lohnt sich vor allem dann, wenn:
- du regelmäßig zuhause oder per PV lädst
- du 10.000–25.000 km pro Jahr fährst
- du niedrige Wartungskosten bevorzugst
- du eine gute THG-Quote nutzt
- du ein wertstabiles Modell wählst
In diesen Fällen ist die Gesamtkostenrechnung fast immer positiv.
Typische Fälle, in denen sich ein Elektroauto weniger lohnt
Ein Elektroauto lohnt sich weniger, wenn:
- du fast ausschließlich öffentlich schnellladen musst
- du sehr wenig fährst (unter 6.000 km/Jahr)
- du ein wertinstabiles E-Auto kaufst
- du keinen festen Ladeplatz hast
- du häufig lange Strecken ohne Schnellladungspausen fährst
In diesen Szenarien können Verbrenner günstiger bleiben.
Häufig gestellte Fragen: Lohnt sich ein Elektroauto wirklich?
Wie wichtig ist das Ladeverhalten für die Wirtschaftlichkeit?
Extrem wichtig. Wer zu Hause lädt, spart massiv. Wer viel schnelllädt, zahlt häufig mehr und verliert den Kostenvorteil.
Woran erkenne ich, dass mein Strompreis zu hoch ist?
Wenn er über 0,45 €/kWh liegt, kann ein E-Auto im Verbrauch teurer als ein moderner Diesel werden. Ladeoptimierung ist dann entscheidend.
Muss ich die Wallbox zwingend in die Kalkulation aufnehmen?
Ja, wenn du sie extra anschaffst. Wenn du bereits eine PV-Anlage oder Wallbox hast, verbessert das die Wirtschaftlichkeit deutlich.
Ist die THG-Quote wirklich relevant?
Ja, sie reduziert die jährlichen Kosten und verbessert die Gesamtbilanz spürbar – besonders bei Vielfahrern.
Was ist der größte Unsicherheitsfaktor?
Der Wertverlust. Er kann stark schwanken und macht große Unterschiede in der Gesamtkostenberechnung.
Lohnt sich Leasing bei Elektroautos mehr als Kauf?
Oft ja, weil Leasing den Wertverlust auf den Leasinggeber abwälzt. Besonders bei Modellen mit starken Preisschwankungen kann Leasing günstiger sein.
Ab wann spare ich wirklich?
Sobald Energie- und Wartungsvorteile den höheren Kaufpreis ausgleichen. Bei vielen Modellen geschieht das nach 2–4 Jahren.
Zusammenfassung
Ein Elektroauto lohnt sich, wenn du die Gesamtkosten real berechnest und nicht nur den Kaufpreis betrachtest. Die wichtigsten Faktoren sind Stromkosten, Ladeverhalten, Wartung, Steuerbefreiung, Wertverlust und die Nutzung der THG-Quote. Viele reale Szenarien zeigen, dass E-Autos langfristig günstiger sind – besonders für Personen, die regelmäßig zuhause laden.
Fazit: Mit einer vollständigen Kostenrechnung bekommst du ein klares Bild. Viele vermeintlich teure Elektroautos werden im Alltag zu den preiswertesten Optionen. Je bewusster du deinen Verbrauch und deine Rahmenbedingungen analysierst, desto einfacher erkennst du, ob sich ein Elektroauto wirklich lohnt.