Warum sollten sie während der Fahrt stets den europäischen Unfallbericht mitführen? – 7 Gründe + Antwort für Fahrschulprüfung

Lesedauer: 8 MinAktualisiert: 14. August 2025 16:21

Ein Unfall passiert schneller als gedacht, und dann stehen Sie ratlos am Straßenrand. Der europäische Unfallbericht macht aus diesem Chaos eine geordnete Angelegenheit und spart Ihnen später viel Ärger mit der Versicherung.

Nach einem Verkehrsunfall herrscht oft Verwirrung. Adrenalin pumpt durch die Adern, verschiedene Versionen des Unfallhergangs prallen aufeinander, und ohne das richtige Formular wird die Dokumentation zum Glücksspiel. Hier kommt der europäische Unfallbericht ins Spiel – ein kleines Dokument mit großer Wirkung.

Was genau ist der europäische Unfallbericht?

Der europäische Unfallbericht ist ein standardisiertes Formular, das in allen EU-Ländern anerkannt wird. Anders als der Name vermuten lässt, können Sie es nicht nur bei Unfällen im Ausland verwenden, sondern auch bei jedem Verkehrsunfall in Deutschland.

Das Formular gliedert sich in verschiedene Bereiche: Angaben zu den beteiligten Fahrzeugen, den Fahrern, den Versicherungen und eine detaillierte Unfallskizze. Die Besonderheit liegt in der einheitlichen Struktur, die von Versicherungen europaweit verstanden wird.

Viele verwechseln den europäischen Unfallbericht mit einem amtlichen Dokument. Das ist er nicht. Es handelt sich um ein freiwilliges Hilfsmittel, das beide Unfallparteien gemeinsam ausfüllen können.

Häufige Fragen zum europäischen Unfallbericht

Ist das Mitführen des Unfallberichts Pflicht?

Nein, eine gesetzliche Pflicht gibt es nicht. Der europäische Unfallbericht ist ein freiwilliges Hilfsmittel. Trotzdem ist es fahrlässig, ohne ihn zu fahren.

Wer zahlt bei unklarer Schuldfrage?

Wenn sich die Schuldfrage nicht eindeutig klären lässt, teilen sich die Versicherungen den Schaden meist fifty-fifty. Ein gut ausgefüllter Unfallbericht kann hier den Ausschlag geben.

Muss ich das Formular immer ausfüllen?

Bei reinen Blechschäden ohne Verletzte können Sie den Unfallbericht verwenden. Bei Personenschäden sollten Sie immer die Polizei rufen.

Wo bekomme ich das Formular her?

Die meisten Versicherungen stellen ihren Kunden kostenlos europäische Unfallberichte zur Verfügung. Auch beim ADAC oder in Kfz-Zulassungsstellen bekommen Sie das Formular. Durchschlag-Formulare kosten 3-7 Euro.

Gilt der Bericht auch außerhalb Europas?

Der europäische Unfallbericht ist für EU-Länder konzipiert. In anderen Ländern gibt es oft eigene Formulare oder Verfahren. Nach dem Brexit erkennt Großbritannien das Formular weiterhin an.

Was passiert, wenn ich falsche Angaben mache?

Absichtlich falsche Angaben können als Versicherungsbetrug gewertet werden. Bei versehentlichen Fehlern haben Sie meist die Möglichkeit zur Korrektur.

Sprachbarrieren gehören der Vergangenheit an

Stellen Sie sich vor: Unfall in Italien, der andere Fahrer spricht kein Deutsch, Sie kein Italienisch. Ohne europäischen Unfallbericht wird die Kommunikation zum Ratespiel. Mit dem Formular zeigen Sie einfach auf die entsprechenden Felder – funktioniert in jeder Sprache.

Das Formular gibt es in zwölf Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Niederländisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, Spanisch, Tschechisch, Türkisch und Ungarisch. Die Unfallskizze spricht ohnehin eine universelle Sprache.

Schnellere Schadensregulierung durch klare Dokumentation

Versicherungen lieben Struktur. Je präziser die Unfallaufnahme, desto schneller läuft die Schadensregulierung ab. Der europäische Unfallbericht liefert genau diese Struktur.

Ohne Formular dauert die Bearbeitung deutlich länger, weil Sachverständige erst die verschiedenen Unfallversionen zusammenpuzzeln müssen. Mit dem ausgefüllten Bericht haben Sie alle relevanten Informationen bereits sortiert parat.

Die meisten Versicherungen akzeptieren den europäischen Unfallbericht als Grundlage für die Schadensregulierung. Das spart Ihnen Termine und Rückfragen.

Warum sollten Sie stets den europäischen Unfallbericht mitführen?

Diese Frage lässt sich mit einem einfachen Vergleich beantworten: Genauso wie Sie einen Verbandskasten mitführen, sollte auch der Unfallbericht zur Grundausstattung gehören. Beide hoffen Sie nie zu benötigen, aber wenn der Fall eintritt, sind Sie froh, vorbereitet zu sein.

Ein Unfall kündigt sich nicht an. Er passiert auf dem Weg zur Arbeit, beim Einkaufen oder im Urlaub. Ohne das Formular müssen Sie sich auf Notizen auf Papierfetzen verlassen oder hoffen, dass alle Beteiligten ehrlich bleiben.

Der europäische Unfallbericht schafft Vertrauen zwischen den Unfallparteien. Beide sehen, was dokumentiert wird, beide unterschreiben das gleiche Dokument. Das reduziert spätere Streitigkeiten erheblich.

So bewahren Sie das Formular richtig auf

Das Handschuhfach ist der klassische Platz für den Unfallbericht. Das funktioniert, hat aber einen Nachteil: Bei einem heftigen Aufprall kann sich das Handschuhfach öffnen und der Inhalt durchs Auto fliegen.

Besser ist eine feste Mappe oder Hülle, die Sie am Handschuhfach befestigen. So bleibt das Formular auch bei einem Unfall an seinem Platz.

Einige Autofahrer kleben den Unfallbericht an die Innenseite der Fahrertür. Das hat den Vorteil, dass Sie sofort daran denken, wenn Sie aussteigen. Nachteil: Das Formular kann durch Sonneneinstrahlung ausbleichen.

Eine weitere Möglichkeit ist die Sonnenblende. Hier ist das Formular vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt und trotzdem schnell erreichbar.

Das richtige Ausfüllen will gelernt sein

Nach einem Unfall stehen alle unter Schock. Trotzdem sollten Sie sich die Zeit nehmen, den Bericht sorgfältig auszufüllen. Hastigkeit führt zu Fehlern, die später schwer zu korrigieren sind.

Füllen Sie zunächst die persönlichen Daten und Fahrzeugangaben aus. Diese können Sie meist problemlos von den Ausweisen und Fahrzeugpapieren ablesen.

Die Unfallskizze – Ihr Hilfsmittel

Die Unfallskizze bereitet vielen Kopfzerbrechen. Dabei ist sie einfacher als gedacht: Zeichnen Sie die Straße als zwei parallele Linien, markieren Sie beide Fahrzeuge als Rechtecke und zeigen Sie mit Pfeilen die Fahrtrichtungen.

Ampeln, Stoppschilder oder Kreuzungen gehören unbedingt in die Skizze. Sie helfen später bei der Rekonstruktion des Unfallhergangs.

Lassen Sie beide Parteien die Skizze absegnen, bevor Sie unterschreiben. Spätere Änderungen sind schwer durchsetzbar.

Mythen rund um den Unfallbericht

„Wer unterschreibt, übernimmt die Schuld“

Das ist Unsinn. Die Unterschrift bestätigt nur, dass die Angaben korrekt aufgenommen wurden. Die Schuldfrage klärt später die Versicherung anhand der dokumentierten Fakten.

Viele weigern sich deshalb, den Bericht gemeinsam auszufüllen. Das ist ein Fehler, denn ohne gemeinsame Dokumentation stehen später Aussage gegen Aussage.

„Der Unfallbericht ist rechtlich bindend“

Das stimmt nicht. Der europäische Unfallbericht ist ein Hilfsmittel für die Versicherungen, mehr nicht. Er ersetzt keine polizeiliche Unfallaufnahme und hat vor Gericht nur begrenzten Wert.

Trotzdem sollten Sie ihn ernst nehmen. Versicherungen orientieren sich stark an den dokumentierten Angaben.

„Ohne Polizei ist der Bericht wertlos“

Bei Bagatellschäden müssen Sie nicht zwingend die Polizei rufen. Der europäische Unfallbericht reicht oft aus. Bei Personenschäden oder unklaren Schuldfragen sollten Sie aber immer die Polizei hinzuziehen.

Besondere Situationen meistern

Unfälle mit ausländischen Fahrzeugen

Hier zeigt der europäische Unfallbericht seine wahre Stärke. Das standardisierte Format wird von allen europäischen Versicherungen verstanden. Sie müssen sich keine Gedanken über unterschiedliche nationale Formulare machen.

Achten Sie besonders auf vollständige Angaben zur ausländischen Versicherung. Diese Informationen sind später schwer zu beschaffen.

Wenn der Unfallgegner sich weigert

Zwingen können Sie niemanden zur Mitarbeit. Dokumentieren Sie in diesem Fall die Weigerung auf dem Formular und füllen Sie Ihren Teil trotzdem aus. Diese einseitige Dokumentation ist besser als gar keine.

Machen Sie Fotos von der Unfallstelle und den Fahrzeugen. Diese ergänzen Ihre Dokumentation perfekt.

Unfälle auf Parkplätzen und Privatgelände

Auch hier können Sie den europäischen Unfallbericht verwenden. Private Parkplätze fallen zwar nicht unter die Straßenverkehrsordnung, aber Ihre Versicherung freut sich trotzdem über eine ordentliche Dokumentation.

Digitale Alternativen auf dem Vormarsch

Einige Versicherungen bieten mittlerweile Apps für die Unfallaufnahme an. Diese haben den Vorteil, dass sie GPS-Daten und Fotos automatisch in die Dokumentation einbinden.

Der klassische Papier-Unfallbericht bleibt aber die sicherste Option. Apps können abstürzen, Handys können kaputtgehen, aber Papier funktioniert immer.

Als Ergänzung sind digitale Hilfsmittel durchaus sinnvoll. Als Ersatz für den europäischen Unfallbericht taugen sie noch nicht.

Gültigkeitsbereich: 32 Länder

Der europäische Unfallbericht wird in folgenden Ländern anerkannt: Belgien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Kroatien, Luxemburg, Marokko, Mazedonien, Montenegro, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakische Republik, Slowenien, Spanien, Tschechien, Tunesien, Türkei und Ungarn.

Trotz Brexit erkennt Großbritannien das Formular weiterhin an – ein großer Vorteil für deutsche Urlauber.

Der europäische Unfallbericht ist Ihr Versicherungsschein für den Ernstfall. Er kostet nichts, nimmt kaum Platz weg und kann Ihnen im entscheidenden Moment viel Ärger ersparen. Packen Sie ihn am besten heute noch ins Auto – Sie werden es sich danken, falls Sie ihn jemals brauchen.

Die kleine Mühe der Vorbereitung zahlt sich aus, wenn es darauf ankommt. Denn eines ist sicher: Ein Unfall kommt selten zur richtigen Zeit, aber mit dem europäischen Unfallbericht sind Sie wenigstens richtig vorbereitet.

Antwort Führerscheinprüfung: Warum sollten sie während der Fahrt stets den europäischen Unfallbericht mitführen?

Weil der Europäische Unfallbericht bei einem Verkehrsunfall

– Richtig: eine eigenständige Dokumentation des Unfallhergangs durch die Beteiligten möglich macht:

Der Europäische Unfallbericht folgt in allen europäischen Ländern dem gleichen Schema und erlaubt es den Unfallbeteiligten, den Hergang selbst zu protokollieren. Dadurch kannst du auch bei Unfällen im Ausland eine ordnungsgemäße Dokumentation erstellen.

Richtig: die Verständigung mit anderssprachigen Unfallbeteiligten vereinfacht:

Der Europäische Unfallbericht steht in verschiedenen Sprachen zur Verfügung. Dadurch wird die Unfallaufnahme bei Unfällen im Ausland oder mit fremdsprachigen Beteiligten in Deutschland deutlich einfacher.

– Falsch: die Schuldfrage direkt am Unfallort verbindlich festlegt:

Die Schuldfrage kann durch einen Unfallbericht allein nicht verbindlich geklärt werden. Hierfür ist eine polizeiliche Unfallaufnahme erforderlich.

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Guido Marquardt

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Sina Eschweiler

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