Zeitgewichtete Rendite berechnen: Schritt-für-Schritt Anleitung

Lesedauer: 13 MinAktualisiert: 26. Oktober 2025 13:26

Zeitgewichtete Rendite zeigt deine echte Anlageleistung ohne den Einfluss von Ein- und Auszahlungen – präzise, vergleichbar, professionell.

Die Antwort lautet: Mit der zeitgewichteten Rendite (TWR) misst du die reine Performance eines Portfolios, indem du jeden Zeitraum zwischen den Geldflüssen separat bewertest und die Teilrenditen miteinander verkettest. Damit eliminierst du den Timing-Effekt deiner Ein- und Auszahlungen und erhältst eine faire Kennzahl, die sich perfekt für den Vergleich mit Benchmarks oder Fonds eignet.

Die meisten Privatanleger schauen auf die Depotentwicklung und wundern sich, warum Prozentangaben und gefühlte Realität auseinanderliegen. Das liegt oft daran, dass klassische „Durchschnittsrenditen“ den Zeitpunkt deiner Einzahlungen stark verzerren. Zeitgewichtete Rendite blendet genau das aus – sie betrachtet nur, wie gut dein Geld gearbeitet hat, nicht wann es hineingeflossen ist.

Das bedeutet konkret: Du zerlegst dein Anlagezeitfenster in Segmente zwischen den Cashflows (Ein- und Auszahlungen), berechnest für jedes Segment die Teilrendite ohne den Zufluss/Abfluss und verkettest diese Teilrenditen über die gesamte Laufzeit. Der Effekt von Einzahlungen („Market-Timing durch dich“) verschwindet, die reine Managerleistung bleibt übrig.

Was ist die zeitgewichtete Rendite (TWR) – und wofür ist sie gedacht?

Die zeitgewichtete Rendite (Time-Weighted Return) ist eine Performancekennzahl, die Einzahlungen und Auszahlungen neutralisiert. Sie beantwortet die Frage: „Wie gut hat das Portfolio unabhängig von meinem Timing performt?“ Genau deshalb nutzen sie Vermögensverwalter, Fonds und Benchmarks – alle dort, wo eine faire, vergleichbare Darstellung der reinen Anlagestrategie gefragt ist. Für dich ist sie ideal, wenn du deine Depotleistung mit einem Index (z. B. MSCI World) oder mit einem Fonds vergleichen willst, ohne dass deine monatlichen Sparraten das Ergebnis verzerren.

TWR vs. Geldgewichtete Rendite (IRR/XIRR): Wo liegt der Unterschied?

Beide Größen sind nützlich, aber sie beantworten unterschiedliche Fragen. Die geldgewichtete Rendite (IRR/XIRR) gewichtet Cashflows nach Zeitpunkt und Höhe. Sie misst die Gesamtrendite deines individuellen Geldes – also inklusive deiner Entscheidungen, wann du ein- oder aussteigst. Die zeitgewichtete Rendite isoliert die Markt- bzw. Managerleistung, indem sie Cashflow-Zeitpunkte neutralisiert. Möchtest du dich selbst bewerten („War mein Timing gut?“), nutze IRR/XIRR. Willst du die Strategie bewerten („War das Portfolio gut?“), nutze zeitgewichtete Rendite.

Merksatz: IRR = „Investorenleistung“, TWR = „Managerleistung“.

Die Formel hinter der zeitgewichteten Rendite

Die TWR entsteht aus der Verkettung (Geometrie) der periodischen Teilrenditen. Zerlege die Gesamtperiode in nnn Teilperioden, die jeweils zwischen zwei Cashflow-Zeitpunkten liegen. Definiere für jede Teilperiode iii:

  • MVi,0MV_{i,0}MVi,0​: Marktwert zu Beginn der Periode
  • MVi,1MV_{i,1}MVi,1​: Marktwert am Ende der Periode vor Berücksichtigung des anschließenden Cashflows
  • rir_iri​: Teilperiodenrendite
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Wichtig: Am Endpunkt jeder Teilperiode bereinigst du den Cashflow (du misst den Wert unmittelbar vor dem Zu- oder Abfluss). So stellst du sicher, dass Ein- und Auszahlungen die Teilrendite nicht beeinflussen.

Schritt-für-Schritt: Zeitgewichtete Rendite berechnen

Die folgende Anleitung kannst du 1:1 in Excel, Google Sheets oder beliebiger Finanzsoftware umsetzen.

Anleitung
1Datenstruktur Spalte A: Datum.
2Spalte B: Marktwert vor Cashflow (Periodenende).
3Spalte C: Cashflow (Einzahlung positiv, Auszahlung negativ) – nur an Tagen mit Cashflow befüllen.
4Spalte D: Marktwert nach Cashflow (Periodenbeginn der nächsten Periode) = B + C.
5Spalte E: Startwert MVi,0MV_{i,0}MVi,0​ der Periode (übernimm den nach-Cashflow-Wert der Vorzeile) — Prüfe anschließend das Ergebnis und wiederhole bei Bedarf die entscheidenden Schritte.

Schritt 1 – Daten sammeln:

  • Liste alle Depotwerte zu jedem relevanten Stichtag.
  • Markiere jeden Cashflow (Einzahlung, Auszahlung, Gebühr, Ausschüttung) mit Datum und Betrag.
  • Entscheidend: Identifiziere die Stichtage direkt vor einem Cashflow (Ende der Periode) und nach dem Cashflow (Beginn der nächsten Periode).

Schritt 2 – Perioden definieren:

  • Teile den gesamten Zeitraum in Segmente zwischen den Cashflows.
  • Jedes Segment hat einen Startwert MVi,0MV_{i,0}MVi,0​ (Marktwert unmittelbar nach einem Cashflow) und einen Endwert MVi,1MV_{i,1}MVi,1​ (Marktwert unmittelbar vor dem nächsten Cashflow).

Schritt 3 – Teilrenditen je Segment berechnen:

  • Nutze
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  • Ignoriere innerhalb eines Segments alle Cashflows (per Definition sollte es in einem Segment keine geben).
  • Dividenden innerhalb eines Segments gelten als Ertrag und bleiben im Marktwert enthalten; wird eine Dividende ausgeschüttet und gleichzeitig ausgezahlt (Cashflow), trenne die Zeitpunkte sauber (Ex-Tag vs. Zahlung).

Schritt 4 – Renditen verketten:

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  • Schritt 5 – Annualisieren (optional):
  • Hast du die TWR für ein beliebiges Intervall (z. B. 20 Monate), kannst du annualisieren:
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Ein kompaktes Beispiel (mit Auszahlung und Einzahlung)

Angenommen, du startest am 1.1. mit 10.000 €. Am 31.3. ist dein Depot 10.800 € wert (vor dem Cashflow), am 31.3. zahlst du zusätzlich 5.000 € ein. Am 30.6. steht dein Depot bei 17.000 € (vor dem nächsten Cashflow), am 30.6. entnimmst du 2.000 €. Am 30.9. liegt der Marktwert (vor Cashflows) bei 16.200 €. Teilperioden:

PeriodeStartwert MVi,0MV_{i,0}MVi,0​Endwert MVi,1MV_{i,1}MVi,1​ (vor CF)Cashflow am PeriodenendeTeilrendite rir_iri​
1 (1.1.–31.3.)10.000 €10.800 €+5.000 € Einzahlung(10.800/10.000)−1=8,0%(10.800/10.000) – 1 = 8{,}0\%(10.800/10.000)−1=8,0%
2 (1.4.–30.6.)15.800 €17.000 €−2.000 € Entnahme(17.000/15.800)−1≈7,6%(17.000/15.800) – 1 \approx 7{,}6\%(17.000/15.800)−1≈7,6%
3 (1.7.–30.9.)15.000 €16.200 €0 €(16.200/15.000)−1=8,0%(16.200/15.000) – 1 = 8{,}0\%(16.200/15.000)−1=8,0%

Gesamt-TWR: (1+0,08)×(1+0,076)×(1+0,08)−1≈1,08×1,076×1,08−1≈1,255−1=25,5%(1 + 0{,}08) \times (1 + 0{,}076) \times (1 + 0{,}08) – 1 \approx 1{,}08 \times 1{,}076 \times 1{,}08 – 1 \approx 1{,}255 – 1 = 25{,}5\%(1+0,08)×(1+0,076)×(1+0,08)−1≈1,08×1,076×1,08−1≈1,255−1=25,5%

Beachte: Die Zwischencashflows (Einzahlung/Entnahme) beeinflussen die Teilrenditen nicht – nur die Marktbewegung zwischen den Cashflow-Zeitpunkten zählt.

„Vor“ und „nach“ Cashflow korrekt messen: So vermeidest du Verzerrungen

Die größte Fehlerquelle ist die falsche Bewertung am Periodenende. Regel: Der Endwert einer Teilperiode ist der Marktwert direkt vor einem Cashflow. Der Startwert der nächsten Periode ist der Marktwert direkt nach diesem Cashflow (also Endwert plus/minus Cashflow). So stellst du sicher, dass der Cashflow nicht fälschlich als Performance interpretiert wird.

Umsetzung in Excel/Google Sheets – die pragmatische Variante

Du kannst TWR mit einer kleinen Tabelle berechnen:

  1. Datenstruktur
    • Spalte A: Datum
    • Spalte B: Marktwert vor Cashflow (Periodenende)
    • Spalte C: Cashflow (Einzahlung positiv, Auszahlung negativ) – nur an Tagen mit Cashflow befüllen
    • Spalte D: Marktwert nach Cashflow (Periodenbeginn der nächsten Periode) = B + C
    • Spalte E: Startwert MVi,0MV_{i,0}MVi,0​ der Periode (übernimm den nach-Cashflow-Wert der Vorzeile)
    • Spalte F: Endwert MVi,1MV_{i,1}MVi,1​ (entspricht B der aktuellen Zeile)
    • Spalte G: Teilrendite ri=(F/E)−1r_i = (F/E) – 1ri​=(F/E)−1 (nur auf Zeilen mit Cashflow/Periodenende anwenden)
  2. Verketten
    • In einer Zelle: =PRODUKT(1+G:G)-1 (nur über die berechneten Teilrenditen).
    • Annualisierung je nach Zeitraum (siehe Formel oben).
  3. Kontrolle
    • Prüfe, dass innerhalb einer Teilperiode keine weiteren Cashflows erfasst sind.
    • Stimmen „vor“ und „nach“ Cashflow logisch (D = B + C)?
    • Bei Dividenden: Entweder als Ertrag im Marktwert (reinvestiert) oder als getrennter Cashflow am richtigen Datum.

Häufige Sonderfälle – und wie du sie korrekt abbildest

Ausschüttungen/Dividenden:

  • Wenn ausgeschüttet und sofort reinvestiert: Kein externer Cashflow; die Rendite zeigt den Effekt automatisch.
  • Wenn Dividende ins Verrechnungskonto fließt: Behandle die Zahlung als Cashflow am Ex-Tag oder Zahlungstag, je nachdem, wann sie effektiv den Depotwert verlässt.

Kosten/Gebühren:

  • Management-Fee (laufende Kosten) mindert den Marktwert automatisch, ist kein externer Cashflow.
  • Einmalgebühren/Spesen (z. B. Transaktionskosten) sind meist im Kurs berücksichtigt; falls separat gebucht, als Cashflow am Buchungstag abbilden.

Bewertungen an Nicht-Handelstagen:

  • Nutze den nächsten verfügbaren Handelstag; wichtig ist die konsequente Logik „vor CF“/„nach CF“.

Mehrere Cashflows am selben Tag:

  • Führe sie zusammen oder definiere eine klare Reihenfolge (zuerst Endwert vor CF, dann Summe der Tages-Cashflows, dann Startwert der nächsten Periode).

Wann ist die zeitgewichtete Rendite sinnvoll – und wann nicht?

Sinnvoll, wenn …

  • du eine Strategie/Benchmark-Vergleich möchtest.
  • du Sparpläne hast und dein Einzahlungs-Timing die Messung nicht dominieren soll.
  • du die Leistung eines Beraters/Managers fair bewerten willst.

Weniger sinnvoll, wenn …

  • du wissen willst, wie dein investiertes Geld abgeschnitten hat (dafür IRR/XIRR).
  • du mit großen, unregelmäßigen Ein-/Auszahlungen arbeitest und deren Timing integraler Teil deiner Renditebetrachtung ist.

Praktische Empfehlung: Nutze beide Kennzahlen parallel. TWR für den Qualitätsvergleich der Strategie, IRR/XIRR für die persönliche Finanzplanung.

Typische Fehler – und wie du sie vermeidest

  • Cashflows nicht sauber zeitlich trennen: Führe Stichtage „vor Cashflow“ und „nach Cashflow“ konsequent.
  • Dividenden falsch verbucht: Kläre, ob reinvestiert (kein externer CF) oder ausgeschüttet (externer CF).
  • Geometrische Verkettung durch arithmetisches Mittel ersetzt: TWR ist immer geometrisch.
  • Falsche Annualisierung: Nutze Potenzierung, nicht simple Hochrechnung.
  • Perioden vergessen: Jede Bewegung zwischen Cashflows zählt; fehlen Segmente, wird die Kette lückenhaft.

Mini-Anleitung: TWR in 5 Zeilen

  1. Zeitraum in Segmente zwischen Cashflows teilen.
  2. Für jedes Segment Startwert MVi,0MV_{i,0}MVi,0​ (nach CF) und Endwert MVi,1MV_{i,1}MVi,1​ (vor nächstem CF) ermitteln.
  3. Teilrendite ri=(MVi,1/MVi,0)−1r_i = (MV_{i,1}/MV_{i,0}) – 1ri​=(MVi,1​/MVi,0​)−1.
  4. Über alle Segmente verketten: ∏(1+ri)−1\prod (1+r_i) – 1∏(1+ri​)−1.
  5. Optional annualisieren.

Praxisbeispiel Depot-Sparplan (monatlich)

Du zahlst monatlich 500 € in ein ETF-Depot. Die Märkte schwanken, mal steht das Depot bei 5.300 €, mal bei 6.000 €, dann wieder darunter. IRR wäre stark davon abhängig, wann du einzahlst (Stichwort „Cost Averaging“). Die zeitgewichtete Rendite dagegen misst: Wie hätte sich ein fiktives 1-€-Portfolio ohne zusätzliche Einzahlungen im Zeitraum entwickelt? So kannst du sauber mit dem ETF-Faktblatt oder einem Index vergleichen – unabhängig davon, ob deine Sparrate am „richtigen“ Tag kam.

Interpretation: Was ist „gut“?

Orientiere dich an Benchmarks (z. B. MSCI World). Liegt deine TWR über dem Vergleichsindex (bei ähnlichem Risiko), ist deine Strategie stark. Liegt sie darunter, prüfe Kosten, Abweichungen in der Allokation (Regionen/Sektoren) oder Timing-Fehler bei Rebalancing-Regeln. Wichtig: Eine hohe TWR bei sehr hoher Volatilität ist nicht automatisch „besser“. Setze die Rendite immer in Relation zum Risiko (z. B. Sharpe Ratio), falls du tiefer einsteigen willst.

Häufige Fragen – kompakt beantwortet

Wie unterscheidet sich die zeitgewichtete Rendite konkret von der IRR/XIRR?

Die zeitgewichtete Rendite ignoriert den Zeitpunkt deiner Ein- und Auszahlungen, indem sie den Zeitraum in Segmente zwischen Cashflows teilt und die Teilrenditen verketten lässt. XIRR berücksichtigt dagegen jeden Cashflow exakt zu seinem Datum und löst eine effektive Jahresrendite, die stark vom Timing beeinflusst ist. Wenn du eine Fondsstrategie bewerten willst, ist TWR die Kennzahl. Geht es um deinen persönlichen „Euro-Erfolg“, liefert XIRR die passendere Perspektive.

Kann ich die zeitgewichtete Rendite auch ohne tägliche Bewertungen berechnen?

Ja, absolut. Du brauchst Bewertungen nur an den Cashflow-Stichtagen (bzw. unmittelbar davor und danach). Zwischen diesen Punkten ist keine tägliche Erfassung erforderlich. Für feinere Auswertungen sind monatliche Stichtage mit etwaigen Dividenden/Cashflows sinnvoll, aber du kannst auch quartals- oder halbjahresweise arbeiten. Entscheidend ist die saubere Trennung der Cashflows.

Wie gehe ich mit Dividenden und Ausschüttungen um?

Wenn Dividenden automatisch reinvestiert werden, sind sie kein externer Cashflow; die Rendite spiegelt ihren Effekt im steigenden Marktwert wider. Werden Dividenden ausgeschüttet, buche sie als Cashflow am Zahlungstag, damit die Teilperiode davor den Kursverlauf korrekt abbildet. Achte auf Ex-Tag versus Valuta, damit „vor“ und „nach“ Cashflow stimmen. So bleibt die TWR unverfälscht.

Ist die zeitgewichtete Rendite für Einzelaktien sinnvoll?

Ja, auch auf Einzeltitelebene kannst du TWR nutzen – etwa wenn du Zukäufe/Teilabverkäufe tätigst. Durch die Segmentierung zwischen diesen Transaktionen misst du die reine Kurs- bzw. Gesamtertragsentwicklung des Titels unabhängig vom Timing deiner Orders. Für die persönliche Erfolgsmessung über alle Zuflüsse hinweg bleibt XIRR dennoch eine sinnvolle Ergänzung.

Wie hoch sollte die TWR eines breit gestreuten ETF-Portfolios sein?

Das hängt vom Zeitraum und Marktumfeld ab. Langfristig lagen globale Aktienindizes historisch um etwa mittlere einstellige bis niedrige zweistellige Renditen pro Jahr (nach Kosten variiert). Liegt deine TWR deutlich darunter, prüfe Kosten, Tracking-Difference, Anlagestrategie und Gewichtungen. Liegt sie darüber, kläre, ob die höhere Rendite mit höherem Risiko erkauft wurde (Einzelwerte, Sektorfokus).

Wie kann ich TWR und IRR kombinieren, um ein vollständiges Bild zu bekommen?

Nutze TWR für den Strategie-/Benchmark-Vergleich und XIRR für die Planung deiner finanziellen Ziele (z. B. Entnahmerate, Sparplan-Wirkung). Stimmen beide Kennzahlen im Trend überein, ist dein Portfolio konsistent. Weichen sie stark ab, erklärt meist dein Timing (hohe Einzahlungen vor Kursrückgang oder Entnahmen nach Anstiegen) den Unterschied. Beides zu verfolgen, führt zu besseren Entscheidungen.

Gibt es Tools oder Vorlagen, die mir die Arbeit erleichtern?

Viele Broker liefern Zeitreihen fürs Depot, allerdings selten sauber getrennt nach „vor“/„nach“ Cashflow. In Tabellenkalkulationen genügen 6–8 Spalten, um TWR stabil zu rechnen (siehe Anleitung). Spezialisierte Portfolio-Tools beherrschen TWR meist direkt; prüfe in den Einstellungen, ob Cashflows korrekt klassifiziert sind und ob die geometrische Verkettung verwendet wird. Ein kurzer Test mit einem Mini-Datensatz schafft Vertrauen in die Berechnung.

Welche Rolle spielen Steuern bei der TWR?

Steuern wirken je nach Buchung entweder als Kosten im Marktwert oder als externer Cashflow. Wichtig ist Konsistenz: Behandle Steuerzahlungen stets gleich (als Cashflow am Zahlungstag oder als Wertminderung). Für den Vergleich mit Benchmarks (meist brutto vor Steuern) solltest du klar benennen, ob deine TWR nach Steuern gerechnet ist. Für die eigene Erfolgskontrolle ist „nach Steuern“ oft realistischer.

Warum ist die geometrische Verkettung so wichtig?

Weil Renditen aufeinander aufbauen. Ein Minus von 10 % und anschließend ein Plus von 11,11 % ergeben null – das bildet nur die geometrische Verknüpfung korrekt ab. Arithmetische Durchschnitte können bei schwankungsreichen Verläufen stark irreführen. Mit der Verkettung triffst du die reale, multiplikative Natur von Renditen.

Anwendungstipps aus der Praxis

  • Setze feste Stichtage: Lege monatliche Review-Termine fest, an denen du Werte prüfst und Cashflows sauber trennst.
  • Halte eine Cashflow-Liste: Jede Einzahlung/Entnahme mit Datum, Betrag, Verwendungszweck.
  • Baue eine Kontrollzeile: Prüfe in Excel automatisch, ob MVi,0MV_{i,0}MVi,0​ und MVi,1MV_{i,1}MVi,1​ logisch aufeinander folgen.
  • Vergleiche mit Benchmark: Nutze dieselben Stichtage für den Index (z. B. Monatsultimo), damit TWR-Vergleiche fair sind.
  • Dokumentiere Annahmen: Notiere, wie du Dividenden/Steuern behandelst – Konsistenz schlägt Perfektion.

Eine längere, praxisnahe Einordnung – wann TWR dir wirklich hilft

Viele Anleger steigen intuitiv dann auf die Bremse, wenn Märkte fallen, und geben Gas, wenn Kurse steigen. Dieses Verhalten verschlechtert die geldgewichtete Rendite (IRR). Wer seine Strategie bewerten will, sollte deshalb die zeitgewichtete Rendite danebenlegen. Stell dir zwei Anleger vor: Beide investieren in denselben ETF. Anleger A spart stur jeden Monat, Anleger B pausiert während Rücksetzern und zahlt nach Kursanstiegen extra ein. Der ETF selbst macht im Jahr +8 %. Die TWR beider Depots sollte nahe +8 % liegen (kosten- und steuerbereinigt), denn sie misst die reine Marktleistung. Die IRR weicht jedoch ab: A liegt meist nahe der TWR (regelmäßiges Investieren glättet den Timing-Effekt), B läuft Gefahr, systematisch hinterherzuhinken, weil er teuer kauft und billig pausiert.
Was folgt daraus? Wenn deine IRR deutlich niedriger ist als deine TWR (und die des Benchmarks), ist nicht zwingend die Strategie schlecht, sondern dein Verhalten. Du kannst dann Regeln einführen: feste Sparrate, automatisches Rebalancing, definierte Korridore. So disziplinierst du den Timing-Effekt, den TWR bewusst ignoriert.
Ein zweiter Punkt: Vergütung und Kontrolle. Vermögensverwalter werden fairerweise oft an TWR gemessen, weil sie Höhe und Zeitpunkt der Kundenzuflüsse nicht steuern. Seriöse Reports zeigen TWR (Strategieleistung) und gern zusätzliche Risikokennzahlen (Volatilität, Max Drawdown). Für dich als Anleger ist wichtig, Reports zu verstehen: Wenn dort „zeitgewichtete Rendite“ steht, weißt du, dass deine Einzahlungen neutralisiert wurden. Stimmen TWR und Benchmark nicht überein, prüfe Abweichungen in der Allokation, Kosten oder Replikationsmethoden.
Schließlich zur Kommunikation mit dir selbst: Formuliere Ziele als Bandbreite („Langfristig 6–8 % p. a. bei globaler Streuung nach Kosten“) statt als fixe Zahl. Nutze TWR, um jährlich zu prüfen, ob die Strategie im Korridor liegt. Liegt sie darunter, begründe es – Marktphase, Währungsanteile, Sektorlasten. Liegt sie darüber, frage, ob du dafür zusätzliches Risiko getragen hast (z. B. Small Caps, Emerging Markets). Diese disziplinierte Sicht verhindert Fehlentscheidungen auf Basis einzelner Monate.
Und ja, TWR ist nicht alles. Sie sagt nichts darüber, ob du deine Ziele erreichst – dafür brauchst du Cashflow-Planung, Sparquote, Entnahmestrategie. Aber als Messlatte für die Qualität deiner Anlagestrategie ist sie Gold wert. Probier es aus: Baue dir heute deine kleine TWR-Tabelle und setze dir einen monatlichen Kalendereintrag. Hast du’s schon ausprobiert?

Kurzübersicht der wichtigsten Punkte

  • Definition: Zeitgewichtete Rendite misst die reine Strategie-/Managerleistung ohne Cashflow-Einfluss.
  • Methode: Zeitraum in Segmente zwischen Cashflows teilen, Teilrenditen berechnen, geometrisch verketten.
  • Vergleich: Ideal für Benchmark-Checks; IRR ergänzend nutzen für persönliche Geldleistung.
  • Excel-Setup: Stichtage „vor CF“/„nach CF“, saubere Spaltenlogik, PRODUKT(1+r_i)-1.
  • Fallstricke: Falsche Cashflow-Zeitpunkte, arithmetische Mittel, inkonsistente Steuer-/Dividendenbehandlung.
  • Praxisnutzen: Fair, vergleichbar, professionell – perfekt für Depots mit Sparplänen und für Manager-Beurteilung.

Fazit

Die zeitgewichtete Rendite ist die fairste Messmethode, wenn du eine Strategie mit einer Benchmark vergleichen willst, weil sie den Einfluss von Ein- und Auszahlungen neutralisiert. Indem du deinen Zeitraum in Cashflow-freie Segmente zerlegst, für jedes Segment die Teilrendite ermittelst und diese geometrisch verkettest, erhältst du eine robuste Kennzahl, die auch bei stark schwankenden Märkten verlässlich bleibt. In der Praxis reicht eine kleine, sauber strukturierte Tabelle, um TWR stabil zu berechnen – wichtig ist nur die konsequente Trennung „vor“ und „nach“ Cashflow. Für deine persönliche Erfolgsmessung gehört IRR/XIRR dazu, doch für die Qualitätskontrolle deiner Anlagestrategie führt an TWR kaum ein Weg vorbei. Richte dir feste Review-Zeitpunkte ein, halte Cashflows exakt fest und vergleiche deine TWR regelmäßig mit der passenden Benchmark. So trennst du Methodik von Timing, Strategie von Verhalten – und triffst fundiertere Entscheidungen für dein Geld.

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