Wie kann ich die zeitgewichtete Rendite berechnen?

Lesedauer: 8 MinAktualisiert: 6. Oktober 2025 19:12

Die zeitgewichtete Rendite – auch Time-Weighted Return (TWR) genannt – zeigt, wie gut eine Geldanlage tatsächlich performt hat, unabhängig von Ein- und Auszahlungen. Sie ist besonders nützlich, um die Leistung eines Fonds oder Depots objektiv zu bewerten, weil sie ausschließlich die Wertentwicklung misst – und nicht, wann du investiert oder Geld entnommen hast. Damit eignet sie sich ideal, um die reine Anlagestrategie zu beurteilen.

Kurz gesagt: Die zeitgewichtete Rendite zeigt dir, wie sich dein Kapital entwickelt hätte, wenn du von Anfang bis Ende investiert geblieben wärst – ganz ohne Einfluss von zusätzlichen Einzahlungen oder Entnahmen.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Berechnung der zeitgewichteten Rendite

Zuerst teilst du deinen Anlagezeitraum in Abschnitte zwischen den Zeitpunkten der Ein- oder Auszahlungen. Beispiel: Du startest am 1. Januar mit 10.000 €, zahlst am 1. April 2.000 € ein, nimmst am 1. Juli 1.000 € heraus und hast am 31. Dezember 12.500 €. Das ergibt drei Zeitabschnitte: Januar bis April, April bis Juli und Juli bis Dezember.

Im zweiten Schritt berechnest du die Rendite jedes Abschnitts, als hätte es keine Zahlungsbewegungen gegeben. Die Formel lautet:
rᵢ = (Wertₑₙdₑ − Wertₐₙfₐₙg − Einzahlung + Auszahlung) / Wertₐₙfₐₙg
Damit kannst du die Teilergebnisse bestimmen, zum Beispiel:
Periode 1: (11.000 − 10.000) / 10.000 = +10 %
Periode 2: (12.000 − 11.000 − 2.000) / (11.000 + 2.000) = −7,7 %
Periode 3: (12.500 − 12.000 + 1.000) / 12.000 = +12,5 %

Im dritten Schritt verknüpfst du die Teilrenditen miteinander:
TWR = (1 + r₁) × (1 + r₂) × (1 + r₃) − 1
In diesem Beispiel ergibt das (1,10 × 0,923 × 1,125) − 1 = +14,2 % zeitgewichtete Gesamtrendite.

Warum die zeitgewichtete Rendite so wichtig ist

Sie eliminiert den Einfluss deiner Ein- und Auszahlungen, der bei der geldgewichteten Rendite (IRR) das Ergebnis verzerren kann. Wenn du beispielsweise nach einem guten Börsenjahr viel Geld einzahlst und die Kurse danach fallen, wirkt deine persönliche Rendite schwach – obwohl der Fonds objektiv gut gearbeitet hat. Die TWR zeigt also die tatsächliche Anlageleistung, nicht dein Timing.

Formelübersicht

Zwischenrendite je Periode: rᵢ = (Wₜ − Wₜ₋₁ − Zₜ) / Wₜ₋₁
Gesamtrendite: TWR = ∏(1 + rᵢ) − 1
Wₜ ist der Depotwert am Periodenende, Zₜ steht für Ein- oder Auszahlungen (Einzahlung positiv, Auszahlung negativ).

Beispielrechnung mit realistischen Zahlen

ZeitraumStartwert (€)Einzahlung/Auszahlung (€)Endwert (€)Rendite
Jan–Apr10.00011.000+10 %
Apr–Jul13.000 (inkl. Einzahlung)+2.00012.000−7,7 %
Jul–Dez12.000−1.00012.500+12,5 %

Gesamtrendite = (1,10 × 0,923 × 1,125) − 1 = +14,2 %

Unterschied zur geldgewichteten Rendite

Die geldgewichtete Rendite (IRR) zeigt dein persönliches Ergebnis – also inklusive Zeitpunkt und Höhe deiner Investitionen. Die zeitgewichtete Rendite dagegen bewertet die reine Anlageleistung.
Wenn du z. B. bei fallenden Kursen nachkaufst, kann deine IRR höher oder niedriger ausfallen als die TWR, je nachdem, wann du investiert hast.
Kurz gesagt:

  • TWR = Wie gut war die Anlage selbst?
  • IRR = Wie gut war mein Timing?

Wann du welche Rendite nutzen solltest

  • Zeitgewichtete Rendite: Ideal für Fonds, ETFs, Robo-Advisor oder Vergleich mit Benchmarks.
  • Geldgewichtete Rendite: Ideal für Privatanleger, die wissen wollen, wie sich ihr persönliches Kapital entwickelt hat.

Wenn du also den Erfolg deines Fondsmanagers oder eines Depots messen willst, wähle die zeitgewichtete Variante.

Nützliche Tools und Tipps

In Excel kannst du die TWR ganz einfach mit Formeln abbilden, indem du jede Periode einzeln berechnest und die Ergebnisse multiplizierst.
Viele Depot-Apps oder Tools wie Portfolio Performance, Finanzen.net Zero oder JustETF bieten die zeitgewichtete Rendite automatisch an. So bekommst du regelmäßig Einblick, wie gut dein Portfolio wirklich läuft.

Wenn du die Werte jährlich aufzeichnest, erkennst du langfristig Muster – etwa, ob dein Depot konstanter wächst oder starken Schwankungen unterliegt.

Wie du die Rendite deines Depots richtig interpretierst

Viele Anleger wissen zwar, wie viel sie investiert haben und wie hoch ihr aktueller Depotwert ist, aber nicht, was das in Bezug auf die tatsächliche Rendite bedeutet. Genau hier hilft die zeitgewichtete Rendite (TWR) – sie trennt klar zwischen deiner Anlagestrategie und dem Einfluss deiner Ein- und Auszahlungen. Während viele nur den Endbetrag vergleichen, zeigt die TWR, wie gut dein Kapital wirklich gearbeitet hat.

In der Praxis ist das besonders nützlich, wenn du regelmäßig Geld ein- oder auszahlen musst, etwa beim monatlichen ETF-Sparen oder beim Rebalancing. Die TWR sorgt dafür, dass du die Leistung deines Investments objektiv beurteilst, unabhängig davon, wann du dein Geld bewegt hast. Das macht sie zum Standardmaßstab in der professionellen Finanzwelt.

Ein gutes Beispiel: Du investierst 10.000 € in einen Fonds. Nach drei Monaten steigt der Wert auf 11.000 €. Dann zahlst du weitere 5.000 € ein, doch danach sinkt der Kurs, und am Jahresende hast du 14.000 €. Wenn du die gesamte Rendite einfach aus Anfangs- und Endwert berechnest, kommst du auf +40 %, was aber falsch ist, da du zusätzlich investiert hast. Mit der zeitgewichteten Methode bekommst du ein realistischeres Bild, das die Einzahlungen neutralisiert.

Die TWR zeigt dir also: War dein Investment selbst gut oder hast du nur zur falschen Zeit Geld hinzugefügt? Dieser Unterschied ist entscheidend – vor allem, wenn du verschiedene Anlagen miteinander vergleichen willst.

Ein weiterer Vorteil: Sie lässt sich für beliebige Zeiträume berechnen – monatlich, quartalsweise oder jährlich. Damit kannst du erkennen, in welchen Phasen dein Portfolio stark oder schwach war. Gerade in volatilen Marktphasen liefert die TWR eine viel verlässlichere Aussage als der reine Endwert.

Noch besser wird die Aussagekraft, wenn du die TWR mit der Performance eines Vergleichsindex oder Benchmarks kombinierst. Liegt deine Rendite regelmäßig über dem Marktindex, läuft dein Portfolio überdurchschnittlich. Liegt sie darunter, solltest du deine Strategie prüfen – vielleicht ist die Asset-Allokation nicht optimal oder du reagierst zu spät auf Kursveränderungen.

Die TWR hat also zwei Vorteile: Sie schützt vor Selbsttäuschung und liefert eine faire Bewertungsgrundlage. Besonders wer regelmäßig spart, profitiert davon. Denn sie bewertet jeden Zeitraum gleich, egal ob du 100 € oder 10.000 € investierst.

Viele Depots oder Online-Broker zeigen inzwischen automatisch die zeitgewichtete Rendite an, doch es lohnt sich, sie selbst einmal zu berechnen, um das Prinzip wirklich zu verstehen. Du lernst dadurch, wie deine Investments arbeiten – und das stärkt dein Gespür für gute oder schlechte Marktphasen.

Ein letzter Tipp: Wenn du deine Renditen über mehrere Jahre aufzeichnest, erkennst du langfristige Muster und kannst Schwankungen besser einschätzen. Genau das unterscheidet zufälligen Erfolg von echter Anlagestrategie.

Häufige Fragen zur zeitgewichteten Rendite

Warum gilt die zeitgewichtete Rendite als fairer Vergleichswert?

Weil sie externe Faktoren wie Einzahlungen oder Entnahmen ausschließt. Damit kannst du die reine Anlagestrategie beurteilen, ohne dein persönliches Timing einzubeziehen.

Ist die TWR immer höher als meine persönliche Rendite?

Nicht unbedingt. Wenn du in schwachen Marktphasen günstig nachgekauft hast, kann deine persönliche (geldgewichtete) Rendite sogar höher sein. Umgekehrt kann sie niedriger ausfallen, wenn du zum falschen Zeitpunkt viel investiert hast.

Wie oft sollte man die TWR berechnen?

Mindestens einmal jährlich, besser nach jeder Einzahlung oder Auszahlung. So erkennst du echte Performance-Trends deines Depots.

Kann man die TWR auch monatlich berechnen?

Ja, das ist sogar empfehlenswert für aktive Anleger. Monatliche Berechnung glättet Schwankungen und liefert genauere Daten zur Performanceentwicklung.

Warum nutzen Fondsmanager die zeitgewichtete Rendite?

Weil sie ihre Leistung unabhängig von Anlegerbewegungen misst. Fonds mit vielen Ein- und Auszahlungen ihrer Kunden bleiben dadurch vergleichbar.

Kann die TWR negativ sein, obwohl mein Depot im Plus ist?

Ja, wenn du während einer Verlustphase hohe Einzahlungen hattest und später Gewinne erzielt hast. Die TWR zeigt nur die reine Kursentwicklung – nicht den Effekt deiner Transaktionen.

Warum bevorzugen Profis die zeitgewichtete Rendite?

Weil sie unabhängig von den Ein- und Auszahlungszeitpunkten ist. Sie zeigt die reine Anlagestrategie – perfekt, um Fonds oder Portfolios fair zu vergleichen. Dadurch ist sie in der Finanzbranche der Standard zur Performancebewertung.

Kann die zeitgewichtete Rendite negativ sein, obwohl mein Depot gewachsen ist?

Ja, wenn du hohe Einzahlungen während Verlustphasen getätigt hast. Das Depot kann durch die neuen Einzahlungen wachsen, obwohl die eigentliche Anlagestrategie Verluste erwirtschaftet hat. Die TWR misst nur die Anlageleistung, nicht das eingezahlte Kapital.

Wie unterscheidet sich die TWR von der IRR (geldgewichteten Rendite)?

Die IRR bezieht den Zeitpunkt deiner Ein- und Auszahlungen mit ein. Sie zeigt dein persönliches Ergebnis. Die TWR hingegen ignoriert das Timing und misst nur die Performance der Anlage selbst. Ideal für objektive Vergleiche.

Wie oft sollte man die TWR berechnen?

Je häufiger du Geld ein- oder auszahlst, desto öfter solltest du sie aktualisieren. Für langfristige Anleger reicht eine jährliche Berechnung, während aktive Investoren sie monatlich oder quartalsweise auswerten.

Wie kann ich die TWR in Excel berechnen?

Teile dein Depot in Perioden zwischen den Transaktionen auf. Berechne pro Periode die Rendite mit der Formel: (Endwert − Anfangswert − Einzahlung + Auszahlung) ÷ Anfangswert. Danach multipliziere (1 + Rendite) aller Perioden und ziehe 1 ab. So erhältst du die Gesamt-TWR.

Was beeinflusst die Genauigkeit der TWR?

Je präziser du Einzahlungen, Auszahlungen und Zeitpunkte dokumentierst, desto genauer ist das Ergebnis. Fehler entstehen meist, wenn Zahlungen falsch zugeordnet oder Zwischenwerte vergessen werden.

Warum weichen TWR und Depotanzeige manchmal voneinander ab?

Weil Broker oder Tools unterschiedliche Bewertungszeitpunkte verwenden. Einige rechnen tagesgenau, andere nur bei Monats- oder Quartalsabschlüssen. Prüfe, ob dein Depot alle Transaktionen korrekt berücksichtigt.

Wann ist die geldgewichtete Rendite sinnvoller?

Wenn du wissen willst, wie profitabel dein persönliches Verhalten war – etwa, wann du ein- oder ausgestiegen bist. Für deine eigene Anlegerleistung ist die IRR besser geeignet, für die Beurteilung der Anlageleistung die TWR.

Wie kann ich mit TWR mehrere Depots vergleichen?

Indem du für jedes Depot die zeitgewichtete Rendite berechnest und die Werte direkt gegenüberstellst. So erkennst du, welche Strategie tatsächlich besser performt hat – unabhängig davon, wie viel Geld du investiert hast.

Welche Tools helfen bei der TWR-Berechnung?

Programme wie Portfolio Performance, Tresor One, Getquin oder Google Sheets mit Finanzformeln können die TWR automatisch berechnen. Du musst nur Startwerte, Transaktionen und Endwerte eintragen.

Welche Daten brauche ich für die Berechnung?

Depotwerte zu Beginn und Ende jeder Periode sowie Höhe und Zeitpunkt jeder Ein- und Auszahlung. Diese Informationen findest du meist in deinem Depotauszug.

Gibt es Software, die die TWR automatisch berechnet?

Ja, Tools wie Portfolio Performance, Tresor One oder JustETF liefern die zeitgewichtete Rendite automatisch. Du musst nur deine Transaktionen korrekt eintragen.

Was ist die häufigste Fehlerquelle bei der TWR-Berechnung?

Viele vergessen, zwischen Einzahlungen und Kursgewinnen zu unterscheiden. Die Formel berücksichtigt nur den Wertzuwachs zwischen den Zahlungszeitpunkten – nicht das gesamte Kapital.

Warum ist die zeitgewichtete Rendite besonders bei Fonds wichtig?

Weil Fondsmanager keinen Einfluss darauf haben, wann Anleger Geld ein- oder auszahlen. Nur mit der TWR lässt sich ihre tatsächliche Anlageleistung objektiv vergleichen.

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Sina Eschweiler

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