Überproduktion oder Just-in-Time-Produktion? Was ist besser?
Das Thema „Überproduktion“ wurde in Foren bislang diskutiert, wie kaum ein anderes. Es gibt Befürworter und Kritiker – eine abschließende Erkenntnis, welcher Weg bei Anno 1800 der „richtige“ ist, liegt auch nach jahrelanger Diskussion nicht vor. Wir versuchen mit unserem heutigen Beitrag eine Strategie und Vorgehensweise zu erarbeiten, die „beiden Parteien“ gerecht wird und einen Kompromiss schafft aus massiver Überproduktion und einer exakt benötigten Produktion der Waren zur Aufrechterhaltung der Bevölkerungszufriedenheit. Heißt: Die Antwort lautet bereits jetzt: Eine eindeutige „Lösung“ der Fragestellung gibt es nicht. Ob überproduziert oder optimiert werden soll, muss jeder Spieler letztlich für sich selbst entscheiden. Dennoch schließt das eine das andere nicht zwingend aus – und es gibt im großen Anno 1800-Universum diverse Möglichkeiten und Stellschrauben, beide Taktiken/Strategien an entscheidenden Stellen zu optimieren.
Was bedeutet Überproduktion bei Anno 1800?
Der Begriff der Überproduktion bei Anno 1800 bedeutet nichts anderes, als das massive Bereitstellen von bestimmten Waren. Das sorgt dafür, dass berstend volle Warenlager vorliegen und die entsprechenden Bedürfnisse der Einwohner konsequent gedeckt sind. Auf diese Weise kann die Zufriedenheit sehr hochgehalten werden, da Warenbestände niemals leerlaufen und verbrauchte Güter sofort durch neue Produktionen ersetzt werden. Überproduktion ist grundsätzlich mit höheren Kosten verbunden. Gerade zu Beginn des Spiels kommt es sehr darauf an, dass Ihr ein Auge auf Eure Finanzen werft. Zu hohe Kosten können sehr schnell zum Kollaps führen. Wer Überproduktion betreibt, wird mehr Betriebsstätten und Fabriken bzw. Felder erbauen als notwendig – und damit die Lager füllen. Das kostet Geld. Viel Geld.
Diskussion um Überproduktionen bei Anno 1800
Die Diskussion um die Überproduktion hat eine lange Historie und ist seit Anno 1404 omnipräsent. Allein die Suchergebnisse bei Google oder Bing zeigen es deutlich: Es handelt sich um eine sehr gefragte Diskussion, die bislang noch nicht abschließend geklärt ist. Nachdem die Begrifflichkeiten nun geklärt sind, geben wir Euch ein wenig „Handwerkszeug“ auf den Weg, um beide Strategien sinnvoll miteinander zu verknüpfen.
Im Produktionsmenü könnt Ihr übrigens mühelos ablesen, ob Ihr derzeit überproduziert oder Eure Produktion so eingestellt ist, dass sie genau den Bedarf deckt. Der erste Balken zeigt die Nachfrage nach Ressourcen an, der untere Balken zeigt an, wie viele Güter angeboten werden. In unserem Beispiel seht Ihr, dass vielfach eine Überproduktion besteht.
Strategiewechsel im Spielverlauf
Die eingangs empfohlene Misch-Strategie aus Überproduktion und „Just-In-Time“ wird nun konkret: Zu Beginn des Spiels ist davon abzuraten, mehr zu produzieren, als benötigt wird. Einfache Waren wie Fisch, Arbeitskleidung oder Schnaps lassen sich nur schwer gewinnbringend verkaufen, so dass diese nur in dem Maße produziert werden sollten, als sie auch benötigt werden. Das spart gerade zu Beginn des Spiels erhebliche Kosten, sorgt aber auch dafür, dass bei neuen Einwohnern stets „nachgearbeitet“ bzw. „nachgelegt“ werden muss. Ihr müsst die Produktionsketten also von Zeit zu Zeit erweitern, damit der Bedarf Eurer Bevölkerung gedeckt ist.
Je weiter Ihr aufsteigt, umso besser wird Eure Bilanz. Ganz automatisch, da Eure Einwohner höhere Abgaben leisten. Habt Ihr also einen Punkt im Spiel erreicht, an welchem Ihr Euch um Eure Bilanz kaum Sorgen machen müsst, könnt Ihr die starke Produktion einzelner Waren voranbringen. Hierbei solltet Ihr genau überlegen, welche Güter Ihr massenhaft produziert. In der Regel eignen sich dafür vor allem höherklassige Güter wie Dampfwagen oder Dampfmaschinen, da diese gewinnbringend verkauft oder per Speicherstadt gegen einfachere Güter eingetauscht werden können. Wählt daher sehr genau aus, welche Güter Ihr im Überfluss produziert und welche Produktionen Ihr auf ein Minimum reduziert.
Kurzes Beispiel zur Überproduktion
Beispiel: Tauscht Ihr Dampfmaschinen gegen Fisch, so genügen Euch 100 Dampfmaschinen, um Eure gesamte Inselwelt (nach ca. 50-70 Spielstunden) mit Fisch zu versorgen. Würdet Ihr ähnliche Mengen an Fisch selbst produzieren, hätte das zur Folge, dass Ihr die Küstenregionen diverser Inseln mit Fischerhütten besiedeln müsstet. Items könnten hier natürlich helfen – jedoch bleibt ein großer Küstenabschnitt belegt. Platz, der eigentlich für wichtigere Dinge freigehalten werden sollte.
Ihr seht: Vor allem im späteren Verlauf des Spiels gewinnt die Überproduktion an Bedeutung, da einzelne Waren gewinnbringend eingesetzt werden können. Zu Beginn des Spiels ist von einer Überproduktion in jedem Fall abzuraten.
Volle Lager behindern die Weiterproduktion
Ein Nachteil der Überproduktion liegt klar auf der Hand und wird von Kritikern auch stets angeführt: Volle Warenlager sorgen dafür, dass Produktionsketten stillliegen und Gebäude Geld kosten, obwohl sie derzeit gar nicht produzieren. Das ist richtig und wir möchten diesen Faktor durch einen weiteren Punkt ergänzen: Wenn Ihr in Euren Handelskammern Items eingesetzt habt, die bei bestimmten Produktionen diverse Güter mit erstellen, werden diese ebenfalls nicht produziert. Gerade bei der optimalen Holz- und Bretterproduktion in der alten Welt gibt es die Möglichkeit, Holzfurnier und Perlen mitproduzieren zu lassen – per Item. Ist das Lager voll, werden folglich auch keine Bretter mehr produziert – die Nebenprodukte damit leider auch nicht. Seid Ihr allerdings auf die Nebenprodukte angewiesen, sei es durch Verbrauch oder durch Tausch, stockt Euer System an dieser Stelle.
Lösung: Abtransport der überschüssigen Ware. Wenn Ihr in die starke Überproduktion geht, solltet Ihr Handelsrouten einrichten, die überschüssige Waren direkt an die KI-Händler liefern. Auf diese Weise sorgt Ihr dafür, dass Eure Produktionen nicht stocken und auch Nebenprodukte jederzeit mitproduziert werden. Gleichzeitig verdient Ihr dadurch Geld oder verbessert das Ansehen bei Euren Gegnern (Stichwort Diplomatie!).
Sorgenfrei durch massive Güterproduktion
Wer sich im späteren Verlauf für die Überproduktion von Gütern entscheidet, hat „Ruhe“, bzw. muss sich nicht mehr darum kümmern, dass grundlegende Ressourcen in bestimmten Abständen aufgestockt werden müssen. Wenn Ihr keine Geldsorgen mehr habt, sorgt dies im weiteren Spielverlauf derart für Entspannung, dass Ihr Euch auf andere Spielsequenzen (z.B. das Forschungsinstitut, die Arktis, Enbesa oder den Skyscraper-Tower) kümmern könnt.
Bauressourcen vs. Grundbedürfnisse
Wir möchten an dieser Stelle zusätzlich zwischen bestimmten Warengruppen unterscheiden. Natürlich ist es sinnvoll, dass Eure Einwohner mit Fisch, Arbeitskleidung, Nähmaschinen und Sekt versorgt sind – je nach Einwohnerstufe. Aber ist eine Ressource einmal nicht vollständig verfügbar, führt das definitiv nicht zum Kollaps Eures Systems. Viel ärgerlicher ist es, wenn Bauressourcen ausgehen. Bretter, Ziegel, Stahlträger, Fenster und Stahlbeton sollten immer und zu jeder Zeit im Überfluss vorhanden sein. Diese Güter lassen sich nicht durch die Speicherstadt eintauschen, sondern müssen selbst produziert werden. Die Grundressourcen wie Eisenerz, Kohle, Kupfer, Zink und Zement hingegen können „ertauscht“ werden. Ihr solltet relativ früh dafür sorgen, dass intelligente Verteiler-Routen über Eure Inseln hinweg eingerichtet werden, so dass auf jeder Insel zu jeder Zeit ein bestimmter Lagerbestand der Baustoffe vorhanden ist.
Nichts ist ärgerlicher, als ein plötzliches Feuer, ein Aufstand oder eine Krankheit auf Eurer Insel – und keine Baustoffe sind da, um Polizei, Feuerwache oder Krankenhaus zu setzen.
Konzentration auf einzelne Gütergruppen und Waren
Die Konzentration auf einzelne Waren- und Gütergruppen, wie z.B. die Baustoffe, ist daher besonders wichtig. Im späteren Spielverlauf könnt Ihr Euch zum Beispiel auf Brillen oder Dampfwagen etc. konzentrieren, diese Güter im Überschuss produzieren, und ein intelligentes Handelssystem bei Anno 1800 starten – mit Hilfe der Speicherstadt. Wägt also ab, ob es sich bei Gütern lohnt, massenhaft zu produzieren, oder ob das Einhandeln nicht ggf. sinnvoller ist. Gerade Produktionsketten wie die Fleischkonserven in der alten Welt, die sehr viel Platz einnehmen, sollten entweder durch Items komprimiert, oder durch den Handel ersetzt werden.
Fazit
Ihr seht: Eine Mischstrategie aus beiden Vorgehensweise kann zum Erfolg führen – muss aber nicht – denn schließlich ist und bleibt jedes Spiel individuell und ist natürlich auch abhängig von den Einstellungen, die Ihr im Vorfeld gewählt habt. Wir können jedoch aus Erfahrung sagen, dass die beschriebenen Vorgehensweisen und Ansätze relativ gut funktionieren. Zu beachten ist natürlich, dass Taktik und Strategie bei Anno 1800 regelmäßig angepasst werden müssen.